BAD AACHEN 02-2022

„ 6 | B AD A ACHEN 02/22 KULTUR Eine Frau, drei Fragen Giacomo Puccinis letzte Oper „Turandot“ ist ein monumentales, spektakuläres Märchenspiel. Ewa Teilmans lenkt den Blick im Theater Aachen auch auf die Situation im heutigen China. Von Sabine Rother E ndlich!“ Als das Aachener Premierendatum 2022 für Turandot , Giacomo Puccinis 1926 uraufgeführte Oper, nach einer corona- bedingten Verschiebung im vergangenen Jahr feststand, atmete Regisseurin Ewa Teilmans tief durch. Am 20. Februar erzählt sie nun mit einem hoch motivierten Ensemble die Geschichte der chinesi- schen Prinzessin, die sich – bedrängt und gequält von ihrem Umfeld – nur noch durch eine mörderische Bedingung die Heiratskandi- daten vom Hals halten kann: Drei Fragen hat sie in ihrer einsamen Not erdacht. Wer die Antworten nicht weiß, wird hingerichtet. Selbst im Schmerz noch kraftvoll Eine Frau wehrt sich dagegen, zum Objekt der Politik zu werden und gerät dabei in eine gefühlsmäßige Eisstarre. Sie soll für einen Erben sorgen – und niemand denkt daran, wie ihr dabei zumute ist. Ein darin verwobenes weiteres Thema liegt Ewa Teilmans am Herzen: das Schicksal der Flüchtlinge auf dieser Welt, denen sie eine eindring- liche Eingangsszene widmet, in der sie sie müde und hoffnungslos über die Bühne wanken lässt. „Ich lasse die Situation im heutigen China nicht außen vor“, betont sie. Auf der Probenbühne in einer ehemaligen Tanzschule auf dem Gelände der Tuchfabrik haben Sängerinnen und Sänger nur vier Wochen Zeit, um Ewa Teilmans‘ Interpretation umzusetzen. Die Vorbereitungen im vergangenen Jahr waren nicht vergebens, im Gegenteil: „Was mir damals schon klar war, hat sich verfestigt“, so die Regisseurin. Dennoch kommen auch neue Impulse hinzu, wie einige Wechsel in den Besetzungen – unter anderem bei der Titelrolle der Turandot. „Durch die vielen neuen Künstlerinnen und Künstler kommen im Probenprozess immer wieder neue Spannungsmomente hinzu“, verrät die Regisseurin. 2021 war für die Turandot noch Sonja Gornik vorgesehen – jetzt wird die Italienerin Leyla Martinucci in den schneeweißen, glänzenden Mantel der Prinzessin gehüllt. „Es ist wichtig, sich auf die Persönlich- keit der jeweiligen Künstlerin, des Künstlers einzustellen“, beschreibt Sprachliches Heimspiel: Die Italienerin Leyla Martinucci ist in der Titelrolle der Turandot zu sehen.

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