Jahresbericht 2020

5 VORWORT Vorwort Auch das Bauspargeschäft stand im Jahr 2020 ganz im Zeichen von Corona. Anders als von vielen Experten erwartet, hat die Pande- mie zu keiner Preisberuhigung auf dem Immobilienmarkt geführt. Vielmehr haben die Erfahrungen im Lockdown Wohnpräferenzen verändert und insbesondere den Wunsch vieler Menschen nach eigenen vier Wänden verstärkt oder erst entfacht. Die stei- gende Nachfrage nach Krediten sowohl für den Neubau als auch für den Bestandserwerb, der häufig mit Modernisie- rungsinvestitionen einhergeht, spiegelt sich im Finanzie- rungsgeschäft der Gruppe der acht Landesbausparkassen wider: Bausparmittel in Höhe von 9,2Milliarden Euro flos- sen in den Wohnungsmarkt; dies entspricht einem Plus von 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Bestand an Bau- darlehen wuchs um 5,6 Prozent auf 32,5Milliarden Euro. Der Neuabschluss von Sparverträgen hat hingegen bedingt durch mehrwöchige Geschäftsstellenschließungen und Kon- taktbeschränkungen einen Dämpfer erfahren: Die Bauspar- summe der neu abgeschlossenen Verträge erreichte ein Volu- men von 27,5Milliarden Euro (minus 16,4 Prozent). Die durch- schnittliche Bausparsumme blieb mit 55.000 Euro nahezu unverändert (plus 0,3 Prozent). Ende 2020 führten die Landes- bausparkassen 8,9Millionen Bausparverträge mit einem Volumen von 306,6Milliarden Euro (minus 0,1 Prozent). Die möglichst frühzeitige Bildung von Eigenkapital bleibt das Gebot der Stunde. Denn nach wie vor platzen die meisten Wohnträume, weil das Ersparte nicht ausreicht, um nach den rasant gestiegenen Immobilienpreisen eine sichere Finanzie- rung auf die Beine zu stellen. Dazu trägt nicht zuletzt die in vielen Bundesländern hohe Grunderwerbsteuer bei. Es war deshalb richtig, dass die Große Koalition Anfang des Jahres dieWohnungsbauprämie als Anreiz zum zielgerichteten Spa- ren verbessert hat. In einer wissenschaftlichen Evaluierung des Förderinstruments kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zu dem Ergebnis, dass trotz der geringen Summen signifikante Effekte auf das Sparverhalten der geförderten Haushalte ausge- hen. Diese sparen häufiger, länger und in höherem Umfang, was im Ergebnis dazu führt, dass sie ver- mehrt und in jüngeren Jahren Wohneigentum erwerben. Trotz der jüngsten Anpassungen sei das Potenzial nicht ausgereizt, konsta- tieren die DIW-Forscher. Wohneigentum ist der entscheidende Schlüssel auch zum Gelingen einer Reform der privaten Altersvorsorgeförde- rung in der nächsten Legislaturperiode. Die Große Koalition hatte sich nicht auf eine Riester-Reform verständigen kön- nen, obwohl Vorschläge für eine Weiterentwicklung auf dem Tisch lagen. Die Landesbausparkassen hatten große Hoffnung in eine Novelle gesetzt, da mit der privaten Alters- vorsorgeförderung auch die bei den Menschen im Grund- satz akzeptierte Eigenheimrente („Wohn-Riester“) syste- misch verwoben ist. Wie immer die politische Debatte um die private Altersvorsorge weitergeht – der für die Absiche- rung im Alter wichtigste Baustein, mietfreiesWohnen in der selbst genutzten Immobilie, darf nicht fehlen. Die meisten Haushalte wollen Wohneigentum, haben aber nicht die Möglichkeit, für mehrere Ziele gleichzeitig zu sparen. Das Politikfeld Wohnen wird weiter maximale Aufmerksam- keit erfordern. Die Wohnkosten sowohl für Mieter als auch für Eigentümer steigen und steigen. Preistreibend wirken nicht nur die niedrigen Kapitalmarktzinsen und ein knappes Angebot (insbesondere auch an Bauland), sondern nun kom- men auch noch steigende Preise für Baumaterialien auf- grund global wachsender Nachfrage hinzu. Und schließlich wird der Klimaschutz hohe Investitionen in Haus und Woh- nung erfordern. Im Interesse ihrer 8Millionen Kundinnen und Kunden wollen die Landesbausparkassen ihren Beitrag dazu leisten, dass die Herausforderungen bewältigt werden. Jörg Münning Axel Guthmann Vorsitzender Verbandsdirektor Jörg Münning Axel Guthmann

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