Rückenwind 02/2024

46 VERKEHRSPOLITIK aus dem Kreisgebiet nach Bonn und etwa 40.000 Menschen aus Bonn raus. Die damit mögliche Entlastung der städtischen Straßen vom Autoverkehr kommt allen Verkehrsteilnehmenden, so auch dem Wirtschaftsverkehr zugute. Die Stadt strebt an, dass der Anteil des Radverkehrs zukünftig auf 25 % steigt. Der Vollständigkeit halber soll nicht unerwähnt bleiben, dass im Radverkehrsnetz, das die Verwaltung den Gremien vorgelegt hatte, neben Radpendler- und Hauptrouten auch eine weitere Ebene, nämlich ein sogenanntes Basisnetz, enthalten ist. Dieses wird jedoch zunächst in der Planung zurückgestellt und nicht priorisiert. Das beschlossene Radnetz fokussiert sich nun auf die Radpendler- und Hauptrouten. Die Radpendlerrouten sollen möglichst einen eigenständigen und unterbrechungsfreien Trassenverlauf haben. Das Instrument einer Fahrradstraße ist hier möglich. Die Hauptrouten sollen ebenso direkt und unterbrechungsfrei geführt werden und die Radentscheid-Standards einhalten, soweit dies möglich ist. Das könnten baulich getrennte Radspuren mit mindestens 2 m Breite sein oder Fahrradstraßen mit einer Regelbreite von 4,5 m. Es versteht sich von selbst, dass das Netz an sich noch keinen Meter Radweg verbessert. Es dient jedoch als Grundlage für das Verwaltungshandeln der nächsten Jahre. Das Radnetz soll schrittweise umgesetzt werden. Die Umsetzung des Radverkehrsnetzes soll regelmäßig evaluiert und das Netz im Bedarfsfall fortgeschrieben werden. In den Stadtteilen: Prioritäten setzen ADFC und Radentscheid haben in den vergangenen Monaten eine eigene Priorisierung vorgenommen, Problempunkte analysiert und diese nach vier Kriterien bewertet. Es ging dabei um vorhandene Gefahrenstellen, wichtige Lückenschlüsse, Schulrouten oder Strecken, auf denen Umsetzungsmaßnahmen konfliktarm umzusetzen sind. Im Stadtbezirk Bonn (Zentrum und Norden) sollten die Netzlücken an der Bahnunterführung in der Poppelsdorfer Allee und die gefährliche Engstelle in der Pendlerroute nach Alfter an der Justus-von-Liebig-Straße zügig angegangen werden. Der Lückenschluss vom Bendenweg auf die Justus-von-Liebig-Straße bis Brühler Straße könnte z. B. durch eine Umwidmung einer Autospur für einen Zweirichtungsradweg ermöglicht werden. Dabei könnte der motorisierte Verkehr einspurig mit Hilfe einer Ampellösung geführt werden. Eine solche Lösung ist seit Jahren in Oberdollendorf auf der Heisterbacher Straße zwischen Lindenstraße und Sankt-LaurentiusKirche eingerichtet. Im Bereich Hochstaden-, Kaiser-Karl- und Augustusring sollte mit der Neuaufteilung der Straßenflächen Raum für sichere Radwege geschaffen werden. Auch auf der wichtigen Achse Hauptbahnhof – Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium – Campus Poppelsdorf über Colmantstraße und Endenicher Allee ist ausreichend Fläche vorhanden, die für Radwege genutzt werden kann. Von besonderer Bedeutung auch für Pendler mit dem E-Bike ist die Route zum Venusberg. Hier wird bereits der Alte Fahrweg stückweise erneuert. Es braucht dafür noch den Anschluss an die Südstadt über Jagdweg und Heinrich-LützelerStraße und im oberen Bereich die Entschärfung der Einmündung in die Robert-Koch-Straße. Als Verbindung der Stadteile von Kessenich über Poppelsdorf nach Endenich kommt der Sebastianstraße eine hohe Bedeutung zu. Hier gibt es bereits viel Radverkehr, aber keine sichere Radwegführung. Eine Verbindung mit ähnlich hoher Bedeutung und aktuellen Nutzungskonflikten führt über die Röckumstraße. In die Kategorie der Netzlücken fällt auch die Verbindung von Ippendorf nach Röttgen durch das Katzenlochbachtal. Für die Lösung des Konfliktes zwischen den Verkehrsformen lässt der Naturschutz wenig Raum. Wir sehen Lösungsmöglichkeiten entweder mit einer Verbreiterung der Brücke für den Gehweg und eine Radspur oder mit einer Ampellösung. Einfacher lässt sich die Verbindung von Röttgen nach Witterschlick durch Erneuerung der Oberfläche für Radfahrende besser nutzbar machen.

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