BAD AACHEN 12-2021

WEIHNACHTSTOPFGUCKER 2021 ist vieles anders. Kein Festmenü steht daher an dieser Stelle, sondern das, was oft fehlte: Nähe! B AD A ACHEN stellt den sozialen Gedanken von Weihnachten in den Fokus. Drei engagierte Frauen der Stadt Aachen backen und kochen mit Institutionen und Menschen, die ihnen am Herzen liegen. Zum Nachahmen – auch für Männer. Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen setzt sich für Kinder in der OT Driescher Hof ein! Von Sabine Rother D er Duft nach frisch gebackenen Plätzchen ist unwiderstehlich. Kleine und große Hände mischen Zutaten, das Mehl bepudert Tische, Arbeitsflächen und ein wenig auch den Fußboden, einer der engagierten Papas rührt in Töpfen – Guss, der nur weiß ist? Niemals. Plätzchen müssen bunt sein, knallblau, rot, gelb, sie werden mit schokoladigen Streuseln, Liebesperlen und winzigen Marshmallows bestreut. In der Offenen Tür im Driescher Hof (OT D-Hof), getragen vom Verein Kinder und Jugendliche Driescher Hof , geht es rund. Mit dem Nudelholz wird Teig plattgerollt, damit man ihn mit den Ausstechförmchen in Herzen, Glocken, Sterne und mehr verwandeln kann. Mittendrin im fröhlichen Chaos: Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen in ihrer beige- farbenen Schürze, die sie mal eben daheim vom Haken genommen hat. Als kleines Geschenk hat sie Ausstechformen Aachener Dom mitgebracht. „Plätzchen backen gehört für mich unbedingt zur Weihnachtszeit“, betont sie gut gelaunt. Mit Kontakten gegen Kinderarmut „Wir kochen und backen täglich“, erzählt Sandra Jansen, Leiterin der OT D-Hof, die zugleich für die Grundschulen Driescher Hof und die Förderschule am Rödgerbach das Angebot für die Sechs- bis 27-Jährigen betreut. Die Einrichtung bietet ihren Besuchern aller- hand: vom Kochen, Basteln, Sport, Selbstbehauptungstraining bis hin zur Berufsorientierung – und viel Geborgenheit. Sandra Jansen präsentiert stolz ein Kochbuch mit Gerichten, die sie alle gemeinsam ausprobiert und aufgeschrieben haben. „In der Zeit des Lockdowns haben wir Kochtüten ausgegeben, und die Kinder konnten daheim zum Erstaunen ihrer Eltern selbstständig etwas zubereiten“, erzählt Sandra Jansen. Sibylle Keupen ist der OT D-Hof eng verbunden, war lange Zeit im Vorstand und hat in diesen Räumen sogar als Mitglied einer Theatergruppe geprobt. „Wir fühlen uns zurzeit im Driescher Hof etwas vergessen, wenn etwas saniert werden muss, dauert es ewig“, sagt Sandra Jansen, „doch die Oberbürgermeiste- rin hat uns zum Glück ihre Unter- stützung zugesagt.“ Was viele nicht wissen: Hier werden Kinder und Jugendliche nicht einfach verwahrt , sie pflegen wichtige soziale Kontakte. „43 Prozent der Kinder leben in Armut, wir tun eine Menge, um dem entgegenzusteuern, aber wir brauchen dringend Spenden“, betont die Leiterin. Die Einladung zum Backen war für Sibylle Keupen eine Freude. Ganz selbstverständlich wirtschaftet sie in der kleinen Küche, in der ein moderner Backofen bereits summt und den Figuren auf Back- papier Blech für Blech tüchtig einheizt. Die kleinen Assistentinnen und Assistenten weichen ihr nicht von der Seite. Zutaten stapeln sich. 375 Gramm Butter für eine neue Mischung, die später zu Spritzgebäck verarbeitet werden soll? „Ein Paket Butter und ein halbes dazu“, rechnet sie gemeinsam mit den Kindern. „Das Rezept ist wirklich einfach, Butter, Mehl, Zucker, gemahlene Mandeln und eine Prise Salz.“ Für die Oberbürgermeisterin eine liebe Erinnerung an die eigene Großmutter. „Als Kind war ich immer dabei, ich habe es geliebt“, sagt sie strahlend. Großmutters Fleischwolf Sensation beim gemeinsamen Backen in der OT: ein Fleischwolf aus den 1950er-Jahren zur Spritzgebäckherstellung. Die Kinder staunen, als Sibylle Keupen das metallische Ding zusammensetzt, an den Tisch schraubt, Teig in den Trichter stopft und die Kinder kurbeln lässt. Die kleinen stacheligen Schlangen wandern auf das Backblech und sorgen bald für Genuss – besonders dann, wenn ein Ende des Backwerks in aufgelöste Bioschokolade getaucht wurde. Plätzchen backen mit der Oberbürgermeisterin? Toll! www.d-hof.de/offene-tuere-d-hof/ Weihnachts- bäckerei: Sibylle Keupen weckt mit Kindern und Eltern die Vorfreude aufs Fest. Alle Fotos: Andreas Herrmann 56 | B AD A ACHEN 12/21 Ein Herz fürs Backen

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