BAD AACHEN 12-2021

12/21 B AD A ACHEN | 57 WEIHNACHTSTOPFGUCKER Bürgermeisterin Hilde Scheidt ist als Politikerin schon lange sozial engagiert. Im Café Plattform wird für sie die Bedeutung von Weihnachten über Grenzen hinweg gelebt. Gemeinsame Mahlzeiten sind hier nicht nur an den Festtagen wichtig. Von Sabine Rother I n der Profiküche blitzen die Schränke und Arbeitsflächen aus Edelstahl, in der Ecke bietet der mit Heißluft garende Konvek- tomat Platz für sechs Bleche in einem Arbeitsgang – das ist wichtig, sonst wird die Mittagsmahlzeit nicht pünktlich fertig, die man täg- lich im Café Plattform für Menschen kocht, die kein Zuhause oder andere Probleme haben. „Was gibts denn heute?“, nimmt Bürgermeisterin Hilde Scheidt im Vorraum der Einrichtung an der Hermannstraße den würzigen Duft von Zwiebeln und Knoblauch wahr. Drinnen stapeln sich die bunten Gemüsesorten, Zucchini, Auberginen, Paprika und mehr. Auch Basilikum, ein Karton mit Nudeln, Mozzarella und Parmesan- ecken stehen bereit. Ganz klar: Das wird ein mediterraner Gemüse- auflauf. „Mit einem frischen Salat“, betont David Bechtenbreiter, stellvertretender Leiter der Einrichtung, der an diesem Morgen den besonderen Gast begrüßt. Zuflucht bei Kaffee, Tee und Mittagessen Hilde Scheidt kommt als Schnippelhilfe und wird von Mitarbeiter Hüseyin Kizmaz (Foto) eingewiesen. Die Auberginenscheiben nicht zu dick, die getrockneten Tomaten schön klein. Von hier aus, wo von 10 bis 22 Uhr gleichfalls kleine Speisen (beliebt sind Hotdogs) angeboten werden, der Treffpunkt für Wohnungslose mit einer Not- schlafstelle betreut wird, muss das Essen dann in Thermobehältern zur Kirche St. Peter transportiert werden. Der große Raum kann durch die Entscheidung der Pfarre Franziska von Aachen für die Arbeit der Caritas genutzt werden und verbindet, was Café Plattform und das inzwischen geschlossene Suchthilfezentrum Troddwar am Kaiserplatz angeboten haben: Zuflucht, Tee, Kaffee – und Mittag- essen. Hilde Scheidt geht ab und zu vorbei, trinkt einen Kaffee, plaudert. Als Sozialpolitikerin kennt sie die Einrichtung bereits lange und tritt immer wieder für sie ein. 50 bis 60 Mahlzeiten müssen jeden Tag fertig werden, der Speise- plan variiert zwischen Fleisch, Fisch und vegetarischer Küche. „Ich komme gern, bei so einer Betätigung erfährt man mehr als in einem Fachausschuss“, betont die Bürgermeisterin, die Sibylle Keupens erste Stellvertreterin ist. Pro Essen werden in St. Peter zwei Euro kassiert. „Das ist wichtig, wir müssen diese Menschen aus der Almosenstruktur befreien“, sagt die Politikerin der Grünen. Für das Weihnachtsmenü laufen die Planungen auf Hochtouren. Hilde Scheidt staunt, als man ihr diesen traditionellen Ablauf an Heiligabend mit Bescherung, Kerzen und Weihnachtsbaum beschreibt. Ein Vier-Gänge-Menü, vermutlich mit Hirschgulasch, Nachspeisen-Büffett und Bedienung wie im Restaurant. Hilde Scheidt wird nachdenklich. Der Gedanke von Weihnach- ten? „Für mich ist es die friedliche Gemeinschaft von Menschen, über die Religionsgrenzen hinweg“, sagt sie. Persönlich hat sie ein Ritual entwickelt. „Ich lade, wie seit etwa 35 Jahren, Freunde ein, und gemeinsam wird gekocht.“ Die Vorspeise kommt aus Brüssel, die Suppe aus Lübeck, das Fleisch von jemandem, der einen Biobauern im Münsterland kennt, alles unter der Devise: Ende offen. Sie wünscht sich einen bewussten Umgang mit dem Weihnachts- fest. „Jesus und seine Eltern waren Flüchtlinge, die Essen und eine Notschlafstelle suchten“, sagt sie. „In Aachen leben Menschen aus rund 140 Nationen, da sollten wir niemanden ausschließen.“ Ihr Wunsch: Frieden und Gesundheit, besonders im Hinblick auf Corona. Wünsche für das Café Plattform: „Immer!“, nickt dessen Leiter Mark Krznaric. Aber am besten, man fragt uns oder spendet etwas Geld. www.caritas-aachen.de/angebote/wohnen-existenz/cafe-plattform/ Essen statt Almosen

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