BAD AACHEN 08-2022

8 | BAD AACHEN08/22 Liebeskummer. Damit fängt die Spielzeit im Grenzlandtheater am 5. August an (s. auch S. 20/21). Wie gut, dass die Komödie Ein Herz aus Schokolade so zuckersüß unterhält, dass die Herzen der Zuschauer garantiert schmelzen. Mit Liebe betreibt Ingmar Otto, der seit April 2022 Intendant der Bühne in der Elisengalerie ist, seinen Beruf, mit Liebe hat er jetzt gemeinsam mit Dramaturgin Anja Junski seinen ersten Aachener Spielplan entworfen. „Theater zu machen, war immer mein Herzenswunsch“, erklärt Otto, der zuvor Intendant des Kammertheaters Karlsruhe war. Und am liebsten mag der 41-Jährige „Spektakel“, wie er augenzwinkernd sagt. Gemeint sind Musikproduktionen wie Club Las Piranjas oder Blues Brothers, die er beide selbst inszeniert. Darüber hinaus zeigt die Auswahl der Stücke Beständigkeit, bekannte Vielfalt. „Veränderungen bringen neue Regiehandschriften und Darsteller“, erklärt er. Längst bleibt nicht alles beim Alten im 1950 gegründeten Zimmertheater-Nachfolger: Die Blues Brothers gehen mit Gimme Some Lovin und Everybody Needs Somebody to Love in einem Zelt on air! Wo in Aachen das stehen wird, verrät Otto noch nicht. Klar ist, er möchte den Zugang zum Theater an sich erleichtern. Er öffnet sein Haus, bietet neben dem eigentlichen Spielplan ein buntes Xtra-Programm an: kulturelle Formate von der Lesung über die Musikmatinee und den Liederabend bis zur Gruselführung in den Werkstätten, dem szenischen Adventskalender oder dem Schauspiel in der Kirche. „Wir nehmen programmatische Anregungen aus dem Ensemble auf“, sieht Otto Synergien, die durch eine andere Änderung erst möglich wurden: einen spielfreien Tag in der Woche! Praktisch fürs Publikum: Sonntagsvorstellungen beginnen ab sofort um 18 Uhr. Ingmar Otto ist überzeugt, dass sein Grenzlandtheater für jeden Geschmack etwas bietet – zwanglos, denn „Theater muss alltäglicher werden“. Der Intendant hat die Segel gesetzt, die Mitarbeiter sollen sich im richtigen Fahrwasser fühlen, die Zuschauer Lust auf noch mehr Theater bekommen. Liebe im besten Fall und von Kummer keine Spur im neuen Grenzlandtheater Aachen. cf Seit April sind Sie in Aachen. Sind Sie auch schon angekommen? Angekommen ist man glaube ich erst, wenn man im Laufe eines Jahres einmal alles erlebt hat. Da die Stadt mich aber mit offenen Armen empfangen hat, wurde mir der Einstieg sehr leicht gemacht. Was gefällt Ihnen in der Stadt? Was weniger? Ich mag den direkten Tonfall, die herzliche Art. Andererseits habe ich mir zum ersten Mal im Leben einen Fahrradhelm gekauft, die Verkehrsführung hier macht das Helmtragen doch nötig. Warum hat Sie die Intendanz am Grenzlandtheater so gereizt? Das Theater hat deutschlandweit einen guten Ruf. Die breite Aufstellung des Spielplans von der Komödie bis zum Klassiker gefällt mir. Und nach 15 Jahren in Baden-Württemberg war der Wechsel richtig. Sie haben neue Akzente gesetzt, halten Sie an Traditionen fest? Man muss nicht alles Gute infrage stellen. Ich möchte Erwartungen erfüllen und dennoch überraschen – nicht auf Durchzug stellen, aber ein bisschen Frischluft reinlassen. Der Spielplan 2022/2023 ist vielfältig. Ihr persönliches Highlight? Kabale und Liebe! Das kann man toll machen, da habe ich Lust drauf. Neu ist ein Xtra. Muss Theater sich heute weiter öffnen? Eindeutig. Wir müssen uns sehr breit aufstellen, um auch ein bisher theaterloses Publikum zu erreichen. Ihr Ziel für das Grenzlandtheater in den nächsten Jahren? Ich möchte, dass es ein Ort ist, den jeder auch kurzfristig besuchen kann, dessen Programm die Zuschauer immer wieder neu entfacht. Welches Musical möchten Sie unbedingt einmal inszenieren? Chicago! Starke Frauen, fulminante Musik, die Bühne als Gefängnis. VORGESTELLT Foto: Andreas Müller FRAGEBOGEN Geburtsdatum: 9. 3. 1981 Geburtsort: Bochum Familienstand: im ersten Lehrjahr Fernbeziehung Beruf: Intendant des Grenzlandtheaters Aachen Hobby: Kultur Ingmar Otto Theaterliebe entfachen Das Grenzlandtheater stellt sich unter neuer Leitung mit frischem „Xtra“ auf.

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