BAD AACHEN 04-2024

4 | BAD AACHEN 04/24 EINKAUFSSTADT AACHEN „Aachens Handel schafft das“ 2537 Ladenlokale zählt die Stadt. 10,3 Prozent stehen leer. Gefühlt sind es viele mehr. BAD AACHEN hat mit Herbert Kuck, Einzelhandelsexperte der Wirtschaftsförderung, ein Ründchen durch die City gedreht. Von Henning Willes Der Mann ist ein Macher. Herbert Kuck lächelt. Der Stadtspaziergang mit dem Wirtschaftsförderer, spezialisiert auf den Einzelhandel, ist echte Handarbeit. Im besten Wortsinn. Ein Gruß nach rechts, Handzeichen nach links. Der 63-Jährige ist seit 43 Jahren in städtischen Diensten. Gefühlt kennt er jeden. Geschäftsleiter, Händler, Immobilieneigentümer. Und Kuck kennt die Chancen genauso wie die Schwächen der Einkaufsstadt Aachen. „Ladenliebe ist so ein Ding“, sagt er. „Das Programm zündet, das funktioniert; deshalb gehen wir damit jetzt in die zweite Phase“, betont Kuck. „In der ersten Phase haben wir 17 Ladenlokale, die zuvor leer standen, erfolgreich an neue Unternehmerinnen und Unternehmer vermittelt. In der zweiten Phase bis Ende 2026 sollen es mindestens 15 weitere werden“, rechnet er vor. Mehrere Hunderttausend Euro stehen über das NRW-Programm Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren zur Verfügung. „Man muss ins Machen kommen“ Das Prinzip ist denkbar einfach. Allein in der Innenstadt stehen rund 100 Geschäftslokale leer; die kommen in Frage. Kuck handelt mit den Hauseigentümern eine verringerte Miete aus; 70 Prozent dieser Miete trägt die öffentliche Hand; nur 30 Prozent zahlt der Newcomer für seinen Shop. Andersherum: Wenn die vorherige Miete beispielsweise für 90 Quadratmeter in Marktnähe 2000 Euro betrug, wird sie im Ladenliebe-Förderprogramm – natürlich mit Zustimmung des Hauseigentümers – auf 1400 Euro herabgesetzt. Davon übernimmt die Stadt 800 Euro pro Monat, der oder die neue Ladenmieter(in) nur 600 Euro. „Dann kann man sich erstmal auf das neue Geschäftsmodell konzentrieren, ohne Sorge zu haben, dass einem der Finanzplan direkt um die Ohren fliegt“, erläutert der Einzelhandelsexperte. Hilfreich für Mieter: Der Gewerbemietspiegel sinkt seit Jahren. Hilfreich für Immobilienbesitzer: Förderfähig sind Ladenlokale bis 300 qm. Etliche Ladenliebe-Mietverträge sind bereits in frei verhandelte Mietverträge überführt worden – dann ohne Fördermittel. Weil das Geschäft sich rechnet. Zwischenstopp an der Wirichsbongardstraße. Hier sind die Friseurinnen Gina, Theresa und Fabienne in ihrem neuen Salon zu Hause. Gendergerechte Preise, tierversuchsfreie Produkte, umweltverträgliche Materialien – Haare schneiden in einem schicken, jungen Design. Erst über Ladenliebe, jetzt auf eigenen Füßen. „Das sind die Erfolgsgeschichten, die Schule machen können. Man darf etwas wagen, muss ins Machen kommen“, unterstreicht Kuck. Adalbertstraße im Wandel Fokus Adalbertstraße: „Ja, hier ist Stillstand an der Peek&Cloppenburg-Front, das ist traurig. Auf der anderen Seite bewegt sich aber auch viel“, sagt er. So wechselt etwa gerade Vodafone an den Holzgraben in die frühere Telekom-Dependance neben dem Frittenwerk; und die Telekom breitet sich auf der Adalbertstraße aus. Verkehrte Welt. Die Drogeriekette dm kommt, dadurch suchen einige Modehäuser andere Geschäftsräume. Teils geht es nur um den Wechsel der Straßenseite. Auch dies alles will städtischerseits wohl begleitet werden. „Man kennt die Player, kann Tipps geben, Kontakte vermitteln. Dafür sind wir auch da“, erklärt Herbert Kuck. Kennt die Lage in der Innenstadt so gut wie keiner sonst: Herbert Kuck. Fotos: H. Willes Tristesse, die ins Auge fällt: Leerstand statt Läden am Dahmengraben, Theaterplatz noch ohne Woolworth, der Adalbertstraße helfen auch keine Baumkübel mehr.

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