Jahresbericht 2021

17 III. Wohneigentumsbildung und Wohnungspolitik „ 2. Wohneigentumsbildung und -förderung Seitdem die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP im Dezember die Regierungsgeschäfte aufgenommen hat, gibt es in Deutschland wieder ein Bauministerium. Genauer gesagt: ein Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Daran knüpft sich die Hoffnung, ein eigenes Ministerium möge die Lösung der so wichtigen Wohnungsfrage voranbringen. Ein Gespräch mit LBS-Verbandsdirektor Axel Guthmann über die Rolle der Wohneigentumsbildung in Deutschland und worauf es jetzt ankommt. Deutschland gilt nicht gerade als Hochburg des Wohneigentums, sondern wird häufig als Mieternation bezeichnet. Zu Recht? Das ist eine ambivalente Frage. Schon wenn man sich die nackten Zahlen anschaut, lässt sich die Antwort so oder so geben. Der Anteil der Haushalte, die in Wohneigentum leben, liegt bei 42 Prozent. Betrachtet man nicht Haushalte, sondern Personen, also auch jedes Kind einzeln, wohnen sogar über 50 Prozent der Bundesbürger in den eigenen vier Wänden. Deutschland ist so gesehen ein Land der Eigentümer. Und die Politik sollte deren Belange im Auge behalten. Andererseits ist es auch richtig, dass Deutschland im EU-Vergleich die niedrigste Wohneigentumsquote hat. Das hat historische Gründe – aber fragt man die Menschen, trifft man überwiegend auf verhinderte Wohneigentümer und nicht auf überzeugte Mieter. Die meisten wünschen sich ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung. Ist das denn rational? Oder laufen die Leute einem Ideal vergangener Tage hinterher? Die Vorteile von Wohneigentum sind zeitlos – und schnell benannt. Die alle fünf Jahre wiederholte LBS-Wohneigentumsstudie hat auch in der jüngsten Auflage wieder gezeigt, dass Eigentümer bis kurz vor dem Ruhestand ein fünfmal so hohes Vermögen aufbauen wie Mieter und schon immittleren Alter geringere Wohnkosten haben – bei gleichem Einkommen wohlgemerkt. Hinzu kommen jene Annehmlichkeiten, von denen die ganze Familie direkt profitiert. So verfügen Wohneigentümer viel häufiger als Mieter über ein eigenes Zimmer für jedes Kind. Auch das ist ein Ergebnis unserer Studie. Selbst genutztes Wohneigentum in Europa So viel Prozent der Wohnungen wurden im Jahr 2021* von ihren Eigentümern selbst bewohnt Quelle: Euroconstruct/ifo * Schätzung, ** 2020 Ungarn Deutschland Schweiz 88 Slowakei 85 Polen 79 Tschechien 79 Italien 76 Norwegen 77 Spanien 75 Portugal 76 Belgien 72 Irland 69 Großbritannien 62 Schweden 62 Niederlande 60 Frankreich 47 Finnland 55** Österreich 53 44 Dänemark 49 37 Viele angehende Wohneigentümer sind am Eigenkapital gescheitert.“ Axel Guthmann

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