Jahresbericht 2021

18 JAHRESBERICHT 2021 Die Erfahrungen mit der Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren haben aber auch die Sehnsucht nach Freiräumen für die Familie noch einmal verstärkt, wie ebenfalls viele Befragungen zeigen. Politisch gesehen ist trotzdem beides richtig: gute Bedingungen für den Mietwohnungsbau zu schaffen und zugleich die Bildung von Wohneigentum zu erleichtern. Die Aufgabe der Landesbausparkassen ist logischerweise der zweite Punkt, deshalb setzen wir uns dafür besonders ein – und wollen auch der Politik immer wieder Hinweise geben, welche Steine sie aus dem Weg räumen kann. Wo sehen Sie denn die größten Probleme? Die Niedrig- und Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank hat in den vergangenen Jahren einen extremen Immobilienpreisanstieg ausgelöst. Alle, ob als Selbstnutzer oder als Kapitalanleger, wollten plötzlich kaufen. Auch wenn niedrige Zinsen die Finanzierung erleichtern – viele angehende Wohneigentümer sind daran gescheitert, dass sie schlicht nicht genug Eigenkapital mitbrachten. Und jetzt kommt der kräftige Zinsanstieg noch dazu: Im ersten Halbjahr 2022 haben sich die Bauzinsen gegenüber 2021 fast verdreifacht. Kredite mit 10- bis 15-jähriger Zinsbindung kosteten zuletzt über 3 Prozent. Die rechnerische Erschwinglichkeit von Wohneigentum – gemessen als Relation des aufzubringenden Schuldendienstes zum regionalen Durchschnittseinkommen – hat sich inzwischen überall in Deutschland verschlechtert. Das wird zwar dazu führen, dass die Immobilienpreise nicht weiter in den Himmel wachsen, aber viel Luft nach unten sehe ich auch nicht. Dazu ist der Neubau knappheitsbedingt leider viel zu teuer. Ist der Traum von den eigenen vier Wänden damit auf absehbare Zeit zerplatzt? Dass das zu viel Pessimismus wäre, zeigt nicht zuletzt eine Befragung unserer Immobilienvermittler. Sie erleben in ihrem Geschäft tagtäglich: Wo ein Wille ist, ist oft auch ein Weg. Einer der am häufigsten beschrittenen ist es, einen höheren Kredit aufzunehmen. Damit beißen die Käufer zwar in einen sauren Apfel, unverändert sorgfältige Bonitätsprüfungen durch die Kreditinstitute bewahren sie Quelle: Statistisches Bundesamt (EVS), empirica/LBS Research Durchschnittliches Vermögen der 50- bis 59-jährige Haushalte mit einemmonatlichen Nettoeinkommen zwischen 1.700 und 2.300 Euro im Jahr 2018 in Euro Wohneigentümer: Großer Vermögensvorsprung fürs Alter Konsumentenkredite Geldvermögen Immobilien Baukredite Nettovermögen Mieter Selbst nutzende Wohneigentümer Nettovermögen: Geldvermögen plus Immobilienvermögen abzüglich Konsumentenkredite und Baukredite -4.400 -1.800 -2.900 -32.200 51.500 173.600 190.100 35.900 31.200 10.900 Eigentümer wohnen günstiger Monatliche Wohnkosten bei einem Haushaltsnettoeinkommen zwischen 2.000 und 3.000 Euro, 2018 in Euro Selbstnutzer: Zins und Tilgung sowie kalte und warme Nebenkosten; Mieter: Bruttowarmmiete Quellen: Statistisches Bundesamt (EVS), empirica/LBS Research Alter in Jahren 40 bis 54 55 bis 64 Selbstnutzer Mieter unter 40 628 626 491 634 435 639 725 649 über 64

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