Rückenwind 01/2023

66 Meine Route verläuft lange auf dem Seitenstreifen der Bundesstraße mit sehr viel Verkehr. Es geht 850 m hoch, 1050 m herunter…. In der Ferne schimmert die Sierra Nevada mit ihren über 3.000 m hohen, schneebedeckten Gipfeln. Das Dorf Arroyo del Ojanko bereitet sich auf ein Stiertreiben vor. Die Männer in der Bar zeigen sich Bilder von Stieren, auf die sie wetten. Der hübsche kleine Ort gefällt mir gut, ich unterhalte mich auf spanisch und sehe mir die Vorbereitungen für das Treiben an, fahre aber am nächsten Tag weiter. Der Via Verde de la Sierra de Alcaraz ist wieder ein wunderbarer Weg auf einer alten Bahnlinie. Düstere Wolken verfolgen mich, holen mich aber nicht ein. Vor Alcaraz muss ich eine 20% Steigung hoch, selbst das Schieben ist sehr anstrengend. Alcaraz erweist sich als schöne alte Stadt, noch ruhig, denn die Saison ist noch nicht eröffnet. In den Restaurants läuft ununterbrochen Stierkampf im Fernsehen, etwas gewöhnungsbedürftig. Der nächste Bahnradweg, der Via Verde de Albacete, ist erst nicht befahrbar; es hat amVortag TOUREN UND TOURISTIK DIE VIAS VERDES IN SPANIEN zu viel geregnet. Nach 20 km finde ich den Einstieg und radle weitere 60 km die wunderschöne Strecke bis Albacete, diesmal sogar bergab! Begeisterung im Valle de Jucar Aus Albacete führt ein sehr guter Radweg heraus; viele andere Radfahrende sind dort unterwegs, wie oft in Spanien meist Rennradfahrer. Einer spricht mich an, wir trinken im nächsten Dorf einen Kaffee zusammen. Er gibt mir Tipps zur Weiterfahrt und ich teste mein Spanisch. Seinen Vorschlägen folgend fahre ich zumValle de Jucar. Die Fahrt geht erst immer bergauf auf schlechten Wegen, dann wieder bergab auf noch schlechteren Wegen, bis ich im Tal ankomme und auf eine kleine Straße stoße, die sich kilometerweit am Fluss entlang schlängelt. Hier finde ich in den Fels gebaute Häuser und Kirchen und eine wunderschöne, harmonische Flusslandschaft. Vor purer Begeisterung rufe ich zuhause an, um diese herrlichen Eindrücke zu teilen. Ich kann mir in dem Moment vorstellen, hier eine Zeit lang in Abgeschiedenheit zu leben. Nach dem Tal folgt dann der lange und sehr steile Wiederaufstieg, fast wie bei meiner Alpenüberquerung. Am Abend ende ich bei Don Chijote in Alborea, einem kleinen, malerischen Dorf mit nur einer Kneipe. Ich bin begeistert von diesem Tag, aber auch völlig erledigt, und gehe früh schlafen, bevor ich am frühen Morgen vom Aufbau des Wochenmarktes geweckt werde. Die Sierra Nevada – noch schneebedeckt Stiertreiben in Arroyo de Ojanco Von Jaén bis Valencia

RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=