Jahresbericht 2015

14 JAHRESBERICHT 2015 ordnung und des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes. Nun gilt es, diese Handlungsempfehlungen in eine in sich konsistente Wohnungspolitik einzubringen und in die Pra- xis umzusetzen. Bisher ist die Wohnungspolitik noch von Widersprüchlichkeiten geprägt. So tragen etwa die geplan- te weitere Verschärfung des Mietrechts durch das zweite Paket der Mietrechtsreform, die in einigen Bundesländern weiter gestiegene Grunderwerbsteuer und eine erneut anstehende Novellierung der ENEV nicht zu positiven Rah- menbedingungen für den Wohnungsbau bei. Die Bündnisempfehlungen fokussieren sich stark auf den Geschosswohnungsbau. Offen ist in diesem Zusammen- hang, ob das Vorhaben des Gesetzgebers, eine befristete Sonderabschreibung zur Förderung des Mietwohnungsneu- baus in Gebieten mit angespanntem Wohnungsmarkt ein- zuführen, noch umgesetzt wird, nachdem es in den zustän- digen Ausschüssen des Bundestages zunächst keine Zu- stimmung gefunden hat. Die Bausparkassen haben darauf hingewiesen, dass durch eine Sonder-AfA Selbstnutzer nicht benachteiligt werden dürfen. Denn sie konkurrieren auf angespannten Märkten unmittelbar mit den steuerlich geförderten Wohnungen. Ziel müsse sein, dass neben dem Mietwohnungsbau auch mehr bezahlbares, familiengerech- tes Wohneigentum gebildet werden kann. Untersuchungen des Institut der deutschen Wirtshaft Köln (IW Köln) haben auf Grundlage des Wohnnutzerkostenkon- zepts zudem gezeigt, dass das selbstgenutzte Wohneigen- tum aufgrund der gegenwärtig geringen Zinsen vielfach günstiger ist als das Wohnen zur Miete. Diese Erkenntnis sollte viel stärker sozial- bzw. auch förderpolitisch genutzt werden. Neben dem Kostenvorteil trägt eine verstärkte Wohneigentumsbildung maßgeblich zur Vermögensbil- dung und folglich zur Stärkung der Altersvorsorge bei. Auch können Selbstnutzer sich von den allgemeinen Mietmarkt- entwicklungen durch Wohneigentumserwerb entkoppeln und damit z. B. in begehrten Großstadtlagen durch Gentrifi- zierungen de facto nicht mehr verdrängt werden. Mehr Erfolge bei der Wohneigentumsbildung sind schon deshalb wichtig, weil dieWohneigentumsquote in Deutsch- land seit über zehn Jahren bei rund 43 Prozent stagniert, und das trotz seit einigen Jahren günstigen Rahmenbedin- gungen für den Erwerb von selbstgenutztem Wohneigen- tum. Eine Sonderauswertung der aktuellen Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) zeigt, dass hinter dem Stillstand der Wohneigentumsquote seit 2003 kaum beach- tete Alters-Effekte stehen: So wird die im inernationalen Vergleich – ohnehin realtiv niedrige – Wohneigentumsquo- te mehr und mehr getragen von inzwischen älteren Haus- halten; bei den jüngeren hingegen ist die Wohneigentums- bildung im Vergleich zu früheren Jahren rückläufig. Für künftige Erfolge bei der Wohneigentumsbildung kommt es daher darauf an, das Wohnungsangebot in den Schwer- punkten der Wohnungsnachfrage spürbar zu erhöhen, für Familien ebenso wie für Singles und kinderlose Paare. Es ist auch richtig, wenn vor dem Hintergrund vielerorts steigen- der Preise vermehrt über gezielte Hilfen für Selbstnutzer nachgedacht wird. , , , , , , , , , ,  , , , , ,     Anteil der Haushalte mit eigenen vier Wänden (in Prozent) West Wohneigentumsquote kommt nicht voran Quelle: LBS Research/empirica Deutschland gesamt Ost

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