Jahresbericht 2018

16 JAHRESBERICHT 2018 Zu den wichtigsten Maßnahmen des Bundes im Bereich der Wohneigentumsförderung gehört das Baukindergeld. Umso erstaunlicher war es zu beobachten, dass das Bau­ kindergeld schon in der „Entstehungsphase“ in der Kritik stand. Zu teuer, Neubau an der falschen Stelle, Preis- und Mitnahmeeffekte, nur ein „Strohfeuer“ – lauteten die oft politisch, meist aber fiskalisch motivierten Vorwürfe. Dabei ist das Baukindergeld bei nüchterner Betrachtung das richtige Instrument zur richtigen Zeit. Es ist nicht nur ein starkes Signal des Staates zugunsten des selbst genutz­ ten Wohneigentums; es ist vor allem auch eine messbare konkrete Hilfe für Familien mit Kindern, insbesondere in weniger wirtschaftsstarken Regionen. Dort trägt es dazu bei, gleichwertige Lebensverhältnisse im Land aufrechtzu­ erhalten. Insgesamt wird das Baukindergeld nach einer Modellrech­ nung von empirica zusätzlich 58.000 junge Familien in die Lage versetzen, Wohneigentum zu erwerben. Die Wissen­ schaftler haben dazu zunächst das „natürliche“ Ersterwer­ berpotenzial ermittelt, das all jene Mieterhaushalte mit Kindern umfasst, die sowohl über ausreichend Eigenkapi­ tal (mindestens 25 Prozent des Kaufpreises zzgl. Neben­ kosten) als auch über ein ausreichendes Einkommen für die Zins- und Tilgungszahlungen (Belastung maximal 35 Prozent) verfügen, um sich eine ortsübliche ImmobiIie leisten zu können. Das „natürliche“ Potenzial von Familien im Alter zwischen 30 und 45 Jahren für den erstmaligen Immobilienerwerb liegt demnach deutschlandweit bei 181.000 Haushalten. Wird der über zehn Jahre gewährte, als Eigenkapital berücksichtigte Zahlungsstrom durch das Baukindergeld in die Modellrechnung einbezogen, ergibt sich ein Zusatzpotenzial von 58.000 Haushalten und damit im Schnitt ein Plus von 32 Prozent. Die Wissenschaftler haben auch ermittelt, wie sich die Förderung auf die einzelnen Landkreise auswirkt. Zunächst ist zu beobachten, dass unter Berücksichtigung des Bau­ kindergeldes in 99 Landkreisen und kreisfreien Städten das Ersterwerberpotenzial wieder bei mindestens 11 Prozent liegt, also sogar deutlich über dem Niveau von 2007, als die Wohnungsmarktsituation noch entspannter war. Ein weiteres, wenig überraschendes Ergebnis: Ein über­ durchschnittlich hohes Zusatzpotenzial (plus 56 Prozent) ergibt sich in Schrumpfungsregionen, das heißt in Regio­ nen mit Bevölkerungsrückgang. Dort sind die Immobilien­ preise so niedrig, dass schon ein kleiner Zuschuss den Eigenkapitalbedarf erheblich senkt. In Metropolstädten wie Hamburg, Köln, Frankfurt, München und Berlin hinge­ gen sind die Preise so hoch, dass selbst hohe Zuschüsse den Familien kaum über die Eigenkapitalschwelle helfen würden. Hier ergibt sich rechnerisch ein Zusatzpotenzial von bestenfalls 15 Prozent. Das Baukindergeld bietet damit auch einen politisch durchaus gewollten Vorteil: Es wirkt stärker in den niedrig­ preisigen sowie durch Abwanderung gefährdeten ländli­ chen Regionen und hat damit den Effekt einer „Bleibeprä­ Absolut (Familien) Prozentual (%) Hamburg  Baden- Württemberg .  Berlin  Bayern . Hessen .  Schleswig- Holstein . Nordrhein- Westfalen  . Rheinland- Pfalz . Bremen Saarland Nieder- sachsen . Brandenburg . Mecklenburg- Vorpommern . Thüringen . Sachsen . Sachsen- Anhalt . Zusatzpotenziale durch das Baukindergeld Junge Mieterhaushalte mit Kindern, die sich dank Förderung erstmals Wohneigentum leisten können Quelle: LBS Research/empirica

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