Jahresbericht 2018

6 JAHRESBERICHT 2018 I Vermögensbildung und Bausparen 1 Bausparen Die vielerorts angespannte Wohnungsmarktsituation in Deutschland hat auch die Landesbausparkassen als Spezial­ kreditinstitute wieder stärker ins Blickfeld rücken lassen. Mit ihrem Kernprodukt, dem Bausparvertrag, bieten sie seit jeher sicheres Ansparen von Eigenkapital, Absicherung vor dem Risi­ ko steigender Zinsen und zügige Tilgung von niedrig verzinsli­ chen Darlehen. Darüber hinaus treten sie im Interesse ihrer acht Millionen Kunden dafür ein, dass die Bildung von Wohn­ eigentum gefördert wird und eigene vier Wände überall dort entstehen können, wo sie die Menschen brauchen und wollen. Der Bausparvertrag erweist sich auch in der anhaltenden Niedrigzinssituation als vorteilhaft. Zum einen, weil viele Bau­ herren und Käufer derzeit von Anfang an einen Bausparver­ trag in ihre Finanzierung einbinden. Auf diese Weise machen sie sich praktisch immun gegen das Risiko wieder steigender Zinsen. Solche sogenannten Bausparkombifinanzierungen, die regelmäßig auch von „Finanztest“ positiv bewertet wer­ den, bieten Zinssicherheit über einen Zeitraum von 25 Jahren und mehr. Dabei löst ein parallel besparter Bausparvertrag nach einem festgelegten Zeitpunkt ein Vorfinanzierungsdar­ lehen durch ein Bauspardarlehen mit bereits heute fest ver­ einbartem Zins ab. Zum anderen sichern sich Bausparer, die erst in mittlerer oder ferner Zukunft den Erwerb von Wohnei­ gentum planen, bereits jetzt mit Bausparen gegen spätere Zinsrisiken ab. Sie sparen Eigenkapital an und erwerben auf diese Weise den Anspruch auf ein zinsgünstiges Darlehen. Dass das Ansparen derzeit kaum mit Zinsen belohnt wird, ist zwar unstreitig richtig. Andererseits ist die Guthabenverzin­ sung beim Bausparen auch nicht schlechter als bei anderen ebenso sicheren Sparprodukten. Und die Geldpolitik der EZB lässt den künftigen Wohneigentumserwerbern auch gar keine andereWahl. Um den aufgrund der gestiegenen Immo­ bilienpreise gewachsenen Eigenkapitalbedarf für eine Woh­ nungsbaufinanzierung zu decken, müssen sie noch mehr sparen als frühere Wohneigentumserwerber. Die steigenden durchschnittlichen Bausparsummen im Neu­ geschäft der Landesbausparkassen belegen, dass die Men­ schen bereit sind, mehr Sparanstrengungen für ihrenWunsch nach eigenen vier Wänden auf sich zu nehmen. Viele „Nor­ malverdiener“ sehen aber auch, dass die Immobilienpreise vielerorts „davongelaufen“ sind. Das für den Erwerb notwen­ dige Eigenkapital ist nicht automatisch mitgewachsen, und viele Haushalte, die es in Großstädte oder in wirtschaftsstar­ ke Ballungsräume zieht, haben es schwer, hohe fünfstellige oder gar sechsstellige Beträge aus eigener Kraft aufzubrin­ gen, auch wenn der geplante Bau oder Kauf erst noch in fer­ ner Zukunft liegt. Das Problem rückläufiger Erschwinglichkeit von Wohneigen­ tum aufgrund fehlenden Eigenkapitals und steigender Preise hat längst auch „die Fläche“ erfasst, wie eine Untersuchung des Forschungsinstituts empirica im Auftrag der Landesbau­ sparkassen aufzeigt. Zum Potenzial an Ersterwerbern bzw. neuen Wohneigentümern gerechnet wurde in der Studie die Gruppe der 30- bis 44-jährigen Mieterhaushalte, die mindes­ tens 25 Prozent Eigenkapital zzgl. Nebenkosten zum Erwerb einer ortsüblichen Immobilie aufbringen können, und deren Einkommensbelastung durch Zins und Tilgung den Wert von 35 Prozent nicht übersteigt. Das zentrale Ergebnis: Im Jahr 2007 gab es noch 52 Landkreise und kreisfreie Städte mit einem hohen Ersterwerberpotenzial von mindestens 11 Pro­ zent aller jungen Familien in Mietwohnungen, die über aus­ reichend Einkommen und Eigenkapital für den Erwerb von Wohneigentum verfügen; zehn Jahre später galt dies – trotz steigender Einkommen und historisch niedriger Zinsen – nur noch für 20 Kreise. In absoluten Zahlen ausgedrückt: Das Ersterwerberpotenzial sank in zehn Jahren um annähernd 200.000 Haushalte von über 480.000 Haushalten auf nur noch gut 290.000 Haushal­ te. Umgekehrt stieg die Anzahl der Kreise mit einem niedri­ gen Ersterwerberpotenzial von unter 5 Prozent im selben Zeitraum von 19 auf 71 Kreise an. Erhöhungen des Potenzials gab es lediglich in Schrumpfungsgebieten wie dem Ruhrge­ biet, Südwestsachsen, der Oberpfalz in Bayern oder der West­ pfalz. Dagegen sanken die Potenziale insbesondere in den urbanen Wachstumsregionen in Oberbayern, Hamburg/ Umland oder Berlin. Eine Stärkung des Eigenkapitalaufbaus ist damit speziell für junge Menschen das Gebot der Stunde. Gerade weil es kaum

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