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B

AD

A

ACHEN

06/17

REFORMATIONSJAHR

Glauben

ans Licht bringen

Auf 500 Jahre blickt die evangelische Kirche 2017 zurück – und feiert dieses Jubiläum mit zahlreichen

Veranstaltungen auch in Aachen. Eine Ausstellungs-Trias und der Stadtkirchentag sind die Höhepunkte.

Von Sabine Mathieu

W

as Martin Luther am 31. Oktober 1517 im weit entfernten

Wittenberg

anzettelte

, nahm in der freien Reichs- und

Handelsstadt Aachen zunächst kaum jemand zur Kenntnis. Sieben

Jahre dauerte es, bis Albert von Münster die ersten reformatorischen

Reden hier hielt. Später wurde er wegen angeblicher Morde hin-

gerichtet. Am 12. April 1529 schloss sich Aachen auf dem Reichstag

zu Speyer der mehrheitlichen Auffassung der Städte an, dass religiöse

Neuerungen vorläufig nicht notwendig seien. Den Lauf der Dinge

jedoch konnten auch die Öcher nicht aufhalten. Immer häufiger

suchten Flüchtlinge aus den niederländischen Provinzen Schutz in

der Tuchmacherstadt. 1544 wurden 30 calvinistische Weber auf-

genommen – und aufgrund ihrer Fachkenntnisse hoch geschätzt.

In Aachen etablierte sich ein religiöses Nebeneinander, das

zunächst gut zu funktionieren schien. Adam von Zevel wurde 1552

der erste protestantische Bürgermeister von Aachen, 1560 allerdings

bereits verbannt. Das Täufertum, eine besonders radikale Reforma-

tionsbewegung, und die beginnende Gegenreformation – später

auch durch die ab 1600 in Aachen ansässigen Jesuiten – brachten

viel Aufruhr in die Stadt. Parallel dazu wurde Maximilian II. am

24. November 1562 in Frankfurt zum römisch-deutschen König

gekrönt, womit die 600-jährige Ära der Krönungen in Aachen endete.

Eins katholisch, eins protestantisch

Die Zeiten waren also unruhig, die Bevölkerung entsprechend

unsicher. Die trotz der Bemühungen um religiösen Frieden immer

heftigeren Konflikte führten zeitweise zu kuriosen Situationen: Um in

jedem

Lager

präsent zu sein, ließen Eltern ihre Kinder gegen Ende

des 16. Jahrhunderts unterschiedlich taufen – eins katholisch, das

nächste protestantisch. Mit traurigen Folgen: So durfte mancher

seine Eltern nicht mit zu Grabe tragen, da Protestanten auf katho-

lischen Begräbnissen keinen Zutritt hatten. Besonders arg wurde es,

als die Protestanten versuchten, einen ihrer Glaubensbrüder auf dem

Friedhof von St. Jakob zu bestatten. Pfarrer Hermann Fucht unter-

brach seine Predigt, um die katholische Ordnung wiederherzustel-

len: Er kippte die Totenbahre eigenhändig über die Friedhofsmauer!

Dennoch war der Rat der Stadt Ende des 16. Jahrhunderts

mehrheitlich protestantisch, was sich negativ auf die Kupfer- und

Messingherstellung auswirkte. Die Spanier in den benachbarten

Niederlanden stoppten die Rohstofflieferungen. Metallhandwerker

wanderten ab. Weit brauchten sie nicht zu laufen: Stolberg bot

ihnen ebenso ideale Bedingungen wie Vaals, Eupen oder Monschau

es für das Tuchmacherhandwerk taten. 1614 schließlich drohte

Kaiser Matthias den Aachenern mit der Reichsacht, falls sie nicht die

alte – also katholische – Ordnung wiederherstellten.

MUSEEN (RE)FORMIEREN SICH

Die Ausstellungs-Trias

Das Ringen um den rechten Glauben

dauert

von Freitag, 2. Juni, bis Sonntag, 3. September. Eröffnung ist am

Donnerstag, 1. Juni, im Centre Charlemagne um 18 Uhr. Aus-

stellungsorte: Centre Charlemagne (Katschhof),

Reformation und

Konfessionalisierung zwischen Maas und Rhein

; Couven-Museum

(Hühnermarkt),

Gold und Silber aus Klöstern des Dreiländerecks:

Fromme Stiftungen von Bürgertum und Adel

; Internationales

Zeitungsmuseum (Pontstraße 13),

Das Wittenberger Fest. Refor-

mationsjubiläen im Spiegel der Presse.

Kombiticket: 8 Euro pro

Person, 6 Euro ermäßigter Preis, Kinder und Jugendliche unter

21 Jahren frei. Die Öffnungszeiten richten sich nach denen der

Aachener Museen (s. S. 38/39; dort auch weitere Infos).

www.aachen.de

1616 war’s das – vorerst: protestantische Anführer auf dem Schafott.

Foto: AKV-Sammlung Crous

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Centre Charlemagne,

Katschhof

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Couven Museum,

Hühnermarkt

3

Zeitungsmuseum,

Pontstraße 13

Fotos: www.medien.aachen.de