Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6 / 64 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6 / 64 Next Page
Page Background

6

|

B

AD

A

ACHEN

10/17

STADTGESCHICHTE

Bier & Wir:

vööl Pläsier!

Die neue Sonderausstellung im Centre Charlemagne rückt die hiesige Ausgehkultur in den Fokus.

B

AD

A

ACHEN

-Redakteurin Maria Pakura hat schon vorab die Gläser erhoben und über die Theken geschaut.

W

arum Öcher Kupferkessel spanische Fiestas sichern, feine

Damen – stolz auf ihr eigenes Gebräu – statt zum Kaffee- zum

Bierkränzchen

luden und Feierfreudige in der Wirichsbongardstraße

einst auf Toilettensitzen ihren Drink schlürften? Solche Anekdötchen

lässt die neue Ausstellung

Bier & Wir – Brauen, Trinken, Feiern in

Aachen

von Samstag, 14. Oktober, bis Sonntag, 25. Februar, im

Centre Charlemagne am Katschhof aufleben.

„Die Idee, eine Schau um die Ausgehkultur in der Kaiserstadt zu

gestalten, entstand bereits bei der Eröffnung des Centre“, erinnert

sich Myriam Kroll, die mit Holger Hermannsen die Ausstellung kura-

tiert. Unzählige Besucher hätten damals als Erinnerungsstücke Bier-

deckel oder Degraa-Gläser mitgebracht. Der Impuls, die Geschichte(n)

des Hopfentrunks unter die Lupe zu nehmen, ist also von Bürgern

gekommen, „die noch aus eigener Erfahrung aus den glorreichen

Zeiten der Tanzcafés und Öcher Brauereien berichten können“.

Gilt heute die Pontstraße als Feierviertel Nummer eins, war der

Szene-Treff in den 1970ern der Wirichsbongard. Promenadenviertel

und vor allem das

Dumont

an der Zollernstraße, das noch existiert,

standen hoch im Kurs. „Früher war die Atmosphäre dort speziell“,

berichtet Kroll von ihren Recherchen, „Madame Dumont hat ihre

Vorstellungen verwirklicht und die Kneipe bis ins hohe Alter geführt.

Bis zuletzt – Anfang der 1980er – gab es ein Röhrenradio, und das

durfte niemand verstellen. Ein Schäferhund stellte das sicher.“

Neben Erinnerungen an solche Anekdoten gehört zu den rund 200

multimedialen Exponaten auch ein Video, das den weltersten mode-

rierenden DJ Klaus Quirini alias

DJ Heinrich

in der 1959 eröffneten,

ebenfalls weltersten Discothek

Scotch Club

in Action zeigt. „Alle Welt

pilgerte hierher, um das zu erleben“, unterstreicht Kroll.

80 Brauereien und ein Kessel als Mitgift

Bier-Belegschaft 1890: die Bürgerbräu-Brauerei Peter Wiertz.

Foto: Centre Charlemagne

Das sind

Randprodukte

der Brauereikunst, die vor allem entlang

der Jakobstraße, die von der Pau unterflossen wird, darüber hinaus

aber in zahlreichen Privathaushalten vorangetrieben wurde. „Rund

80 Brauereien ließen sich im 19. Jahrhundert in Aachen zählen,

und sogar noch früher gehörten Braukessel zur Mitgift einer Braut,

weil keine Ehefrau auf sich sitzen gelassen hätte, selbst kein köst-

liches Bier ansetzen zu können“, fasst Hermannsen den früheren

Stellenwert zusammen.

Grund war die Wasserqualität: „Frisches, keimfreies Wasser war

bis ins 20. Jahrhundert hinein Mangelware, weswegen schon Klein-

kinder das meist bekömmlichere und wesentlich weniger Alkohol als

heute enthaltene Bier getrunken haben.“

Foto: Rosemarie Decker

Foto: Privatbesitz Ritterbecks

Foto: Marco Meyer

Foto: AKV Sammlung Crous

Foto: AKV Sammlung Crous

Foto: Marco Meyer