Rückenwind 01/2023

34 VERKEHRSPOLITIK Meinungsumfrage oderMeinungsmache? Zur Forsa-Umfrage des General-Anzeigers „So ticken wir, der große Heimatcheck“ Der Bonner General-Anzeiger (GA) stellte im September und Oktober 2022 Ergebnisse aus einer von ihm und Radio Bonn/ Rhein-Sieg beauftragten Forsa-Umfrage vor, bei der 750 Personen aus dem RheinSieg-Kreis sowie 751 Personen aus Bonn per Telefon befragt wurden. Schwerpunktthema der Befragung war der Verkehr, nach Meinung der Befragten das meistgenannte Problem der Region, das nach O-Ton des GA „die Emotionen der Bonner Stadtgesellschaft in Wallung bringt“. Dass die Darstellung der Ergebnisse ebenfalls Emotionen auslösen soll, lässt schon die reißerische Überschrift „Eine ganze Region steckt fest“ erahnen, mit der der GA die Forsa-Serie startet. Spätestens beim Titel „Radfahrer schimpfen über Radfahrer“ wird deutlich, dass die Darstellung der Umfrageergebnisse nicht darauf abzielen soll, eine sachlich objektive Diskussionsgrundlage für die Verkehrsgestaltung in der Region zu liefern. Problematische Generalisierungen Die Ergebnisse der Umfrage werden differenziert nach Alter, Geschlecht, Wohnort, Parteivorliebe und – das ist das Besondere – teilweise auch nach dem hauptsächlich genutzten Verkehrsmittel. Diese Gruppierung vermittelt den Eindruck, als ob Autofahrende, Radfahrende, zu Fuß gehende und ÖPNV fahrende klar voneinander trennbare Gruppen darstellen würden. Künstliche Gruppeneinteilungen gepaart mit generalisierenden Aussagen – wie die Radfahrer und die Autofahrer – tragen jedoch zur Polarisierung bei. Es ist ein bekanntes sozialpsychologisches Phänomen, dass durch Gruppeneinteilungen sowohl Differenzen zwischen den Gruppen als auch Gemeinsamkeiten innerhalb der Gruppe überbetont werden. Dabei sind in Bonn jeweils circa ein Viertel der hauptsächlichen Autofahrenden auch Radfahrende und umgekehrt, wie der GA in einem später folgenden Artikel klarstellt. Die Nutzung mehrerer Verkehrsmittel wird auch Multimodalität genannt, die gemäß der deutschlandweiten Studie „Mobilität in Deutschland“ (MiD) von 2017 in deutschen Großstädten mit einem Anteil von 37 % der Verkehrsteilnehmer genauso stark vertreten ist wie die größte unimodale Personengruppe, nämlich die der Autofahrer:innen, d. h. derjenigen, die für Ausriss: General-Anzeiger Bonn

RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=