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AD

A

ACHEN

CHIO 2017

SPORT

Aachenerin

räumt ab

Als Weltklasse-Voltigiererin hat Pauline Riedl schon so manche Goldmedaille errungen.

Leben kann sie davon nicht, deswegen studiert die 23-Jährige an der RWTH Maschinenbau.

Von Sabine Rieck

V

ielleicht wäre Pauline Riedl eines Tages im Springsattel in der

Soers zu sehen gewesen. Wäre alles anders weitergegangen,

nachdem sie über ihr Shetlandpony

Flocke

die Liebe zum Pferd ent-

deckte. „Ich wollte unbedingt reiten, am liebsten springen.

Aber ich war so klein, da hat mich meine Mutter erst einmal

zum Voltigieren geschickt“, erinnert sich die mehrfache

Voltigier-Weltmeisterin mit dem Team Neuss, die sich früh

von ihren zwei älteren Schwestern inspirieren ließ.

Als sie sechs Jahre alt war, begann ihr Training in Neuss.

Heute wohnt die 23-Jährige in Aachen – und zählt zu den

besten Voltigiersportlern der Welt. Wer schon mal gesehen

hat, wie diese Turner mit den Bewegungen des Pferdes

verschmelzen und in Glitzer-Trikots meterhoch Saltos vom

Tierrücken springen, weiß, dass dies enorme Leistungen

abverlangt. Dennoch: „In unserem Nischensport ist es

schwierig, Sponsoren zu finden. Die Gewinngelder decken

nicht im Ansatz die Turnierkosten“, bedauert Riedl.

Wettkampftyp, der selbst ausmistet

Für ihre Leidenschaft trainiert sie drei- bis fünfmal pro Woche. Ihr

Ehrgeiz ist offensichtlich: „Pauline ist ein echter Wettkampftyp“, hat

ihre Trainerin Jessica Lichtenberg mal über sie gesagt, „wenn sie an

der Reihe ist, ist sie zu hundert Prozent konzentriert.“

Die hübsche Brünette, die Freunde

Pauli

rufen, absolviert ein

straffes Programm: Turnübungen am Boden, Krafttraining im Fitness-

studio, Ausdauer und das eigentliche Voltigieren mit dem Pferd.

Ganzjährig! „In unserem Sport müssen wir alles in Eigenregie regeln.

Das Pferd bewegen, ausmisten. Wir haben keine Pfleger“, erzählt

Riedl, die gern mit anpackt, weil ihre Vereinskollegen für sie wie eine

Familie sind.

Nebenbei

hat sie sich für ein Maschinenbaustudium in

Aachen entschieden, weswegen sie jetzt eben Wahl-Öcherin ist.

Ehrgeiz für alles im Leben

„Durch den Leistungssport bekommt man den Ehrgeiz für alles

im Leben“, ist sie sicher. Mit einem Notendurchschnitt von 1,6 im

Abitur hatte Pauline Riedl zunächst überlegt, Medizin zu studieren.

„Aber ich fand Mathe und Physik schon immer interessant, da hat

sich das Studium gut ergeben“, erläutert sie. Es gibt Wochen, da

sieht sie allerdings nur das Fitnessstudio der RWTH… „Ich bin im

zehnten Semester, aber noch ohne Bachelor“, sagt sie – ohne Reue.

Riedl fühlt sich wohl in Aachen und genießt an einem freien

Nachmittag auch mal mit ihrem Freund ein Eis auf dem Katschhof.

Wahl-Aachenerin von Weltruhm: Pauline Riedl gehört zur Voltigier-Elite.

Fotos: Sabine Rieck