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B

AD

A

ACHEN

CHIO 2017

PARTNERLAND NIEDERLANDE

Grenzenlose

Geschichte(n)

Mit dem diesjährigen Partnerland des CHIO verbindet Aachen besonders viel, vor allem eine lange Historie.

Die heutigen Nachbarn waren einst eine Einheit, später Feinde, heute Freunde – aber nicht ohne Reibereien.

Von Sabine Mathieu

A

achen, zur Zeit Karls des Großen noch Mittelpunkt des Franken-

reichs, rückte im Lauf der Geschichte immer näher an den Rand

und ist heute die größte Stadt Deutschlands an der niederländischen

Grenze. Nach zahlreichen Konflikten unter Kaiser Karls Nachfolgern

fanden sich die hiesigen Bürger schließlich umgeben von drei Herzog-

tümern: Jülich, Brabant und Limburg. Die freie Reichs- und Handels-

stadt Aachen schmiedete mal Allianzen gegen die Jülicher, mal mit

den anderen Herzögen, wobei der von Brabant ein bevorzugter

Partner war, wenn es gegen Jülich ging. Politik eben. Wirtschaftlich

gab es von jeher grenzüberschreitenden Handel. „Man spürt heute

noch, dass es rege Zusammenarbeit gab“, erzählt Hilbert de Wal,

Niederländer und Stadtführer in der Kaiserstadt. „Uns verbindet eine

gemeinsame Sprache: Limburgs und Öcher Platt sind sich ähnlich.“

Mentalität und Lebensart der Grenzbewohner hüben und drüben

sind ebenfalls ähnlich. „Da spürt man, dass die Region hier früher

ohne Grenzen war“, so de Wal. Dennoch gibt es in seinem Wohnort

Mechelen nahe Gulpen, mitten im Heuvelländchen, Menschen, die

selten oder nie nach Aachen fahren. „Da gibt es tatsächlich noch Vor-

behalte gegen

de Prüss

.“ Die jüngere Generation ist da europäischer.

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„Heute ist der Unterschied zwischen den Limburgern und den

Holländern größer als der zwischen den Rheinländern und den Lim-

burgern. Mit einer Ausnahme: beim Fußballgucken“, lacht de Wal.

So werden die Limburger auch gern

Rheinländer der Niederlande

genannt. Geselligkeit, Karneval, Spaß und Musik prägen den Land-

strich, der noch vor 100 Jahren als

das Armenhaus der Niederlande

galt. Inzwischen greift sogar die Aachener Prinzengarde auf Nach-

barschaftshilfe zurück: Die Kapelle, die mit

Hurra tsching bumm

die

Säle zum Kochen bringt, kommt aus dem grenznahen Kerkrade.

Dort gibt es die einzige Straße der Region, deren eine Fahrbahn

auf deutscher, die andere auf niederländischer Seite liegt. Sie war

1760 erbaut worden, weil Mönche des Klosters Rolduc die Aachener

mit Kohle belieferten. 1783 wurde die Neustraße eingeweiht. Erst

1915 entstand ein Grenzzaun – zur Eindämmung des Schmuggels.

Der ist bis heute ein Thema im deutsch-niederländischen Grenz-

raum. Waren es nach dem Zweiten Weltkrieg Kaffee, Butter, Diesel

und Lebensmittel, kamen in den 1970er Jahren Drogen hinzu. Auto-

diebstähle erweitern das Thema zunehmend. Wo eine Grenze ist,

war die Kriminalität aber noch nie weit entfernt: Die berüchtigten

Bockreiter kamen schon vor Jahrhunderten über die Grenze, um auf

deutschem Gebiet Bauernhöfe brutal zu überfallen.