Chronik – Bürgergemeinschaft Siegburg-Deichhaus

100 JAHRE DEICHHAUS Chronik Bürgergemeinschaft SiegburgDeichhaus Gestern. Heute. Morgen. 1924 - 2024 L(I)EBENSWERT

…sowie die gesamte Siegburger CDU! Michael Franz Burgemeister Parteivorsitzender Lars Nottelmann 1. Fraktionsvorsitzender Jürgen Peter 2. Fraktionsvorsitzender Dr. Susanne Haase-Mühlbauer stv. Bürgermeisterin/Parteivorsitzende Wir gratulieren Und sagen Danke für Euer unermüdliches Engagement! zu 100 Jahren BG Deichhaus www.cdu-siegburg.de

Chronik Bürgergemeinschaft Siegburg-Deichhaus e.V. Gestern. Heute. Morgen. 1924 - 2024 100 JAHRE DEICHHAUS

Impressum Herausgeber: 1. Vorsitzender: Klaus Braukmann Liegnitzstraße 49, 53721 Siegburg Redaktion: Heinz Schmitz Beiträge von: Klaus Braukmann (kb), Maria Burgemeister (mb), Norbert Ginkel (ng), Andreas Knappe (ak), Katalin Landsberg (kl), Birgit Meyer (bm), Uschi Nücken (un), Willi Nücken (wn), Inge Ring (ir), Janna Segger (js) Heinz Schmitz (hs), Beatriz Solf (bs), Annegret Termin (at), Wolfgang Voges (wv), Hans Warning (hw) Infos und Fotos: Archive Stadt Siegburg, Stadt Sankt Augustin, Christian Olschowka, Klaus Braukmann, Heinz Schmitz, Uschi Nücken, BG Deichhaus, Marlene Gemünd Konzept + Gestaltung: Heinz Schmitz Veröffentlicht im: April 2024 Bürgergemeinschaft Siegburg-Deichhaus e.V.

3 Vorwort 4 Grußwort Bürgermeister 7 Grußwort Landrat 9 Grußwort Vorsitzender 11 GESTERN 13 Der Frankfurter Hof 15 Deichhaus kommt zu Siegburg 20 Gründung Vorläufer BG 24 Nach dem Zweiten Weltkrieg 28 Rettung und Neubeginn 31 Notizen zum Bau der Sporthalle 35 Krise – Neustart gelungen 36 Neue Vorsitzende Irmgard Busch 40 BG wird Träger der Kita 44 HEUTE 47 Neuer Vorstand 2010 48 Kita Deichhaus-Küken 50 Ehrenmitglieder und Vorsitzende 55 Sport in der BG 57 Die aktuelle Sportwoche 66 Karneval – Die Fidelen Deichhäuserinnen 68 Theater 70 Umweltschutz 74 Stadtteil-, Stadt- und Helferfeste 76 Ausflüge der BG 80 Digitales Vereinsmanagement 84 MORGEN 93 BG der Zukunft 92 Auf der Suche nach einem neuen Stadtteilzentrum 97 Die Älteren in den Blick nehmen 100 Aus der Vorstandsarbeit 103 Inhalt

4 Mit Freude und auch ein wenig stolz präsentieren wir heute zum Fest des 100jährigen Bestehens der Bürgergemeinschaft SiegburgDeichhaus e.V. diese Chronik. Dankbar können wir auf ein ganzes Jahrhundert zurückblicken, in denen unser Verein entstanden ist, sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen musste, gewachsen ist und unzählige Menschen zusammengebracht hat. Diese Chronik ist mehr als nur eine Zusammenstellung von Ereignissen und Daten. Sie ist das lebendige Zeugnis unserer gemeinsamen Geschichte, geprägt von Engagement, Leidenschaft und Zusammenhalt. Seit 100 Jahren tragen Generationen von Mitgliedern dazu bei, unseren Verein zu dem zu machen, was er heute ist, eine feste Institution in unserer örtlichen Gemeinschaft, aber auch eine anerkannte Größe im gesellschaftlichen Leben unserer Stadt. Dankbar sind wir all jenen, die im Laufe der Jahre ihren Beitrag geleistet haben, durch ihre aktive Teilnahme an Veranstaltungen und Projekten, durch ihre finanzielle Unterstützung, vor allem aber durch ihr ehrenamtliches Engagement. Jeder einzelne hat dazu beigetragen, die Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinschaft zu schreiben. Während wir auf die Vergangenheit zurückschauen, dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass unsere Reise noch lange nicht zu Ende ist. Die kommenden Jahre bieten neue Herausforderungen und Chancen, denen wir mit der gleichen Entschlossenheit und Tatkraft begegnen werden, die uns seit einem Jahrhundert auszeichnen. Um die vielen Einzelthemen in dieser Chronik etwas übersichtlicher zu gestalten, haben wir eine Struktur geschaffen, die sich in Zeitabläufe gliedert. Überschrieben haben wir das mit den Begriffen „GESTERN. HEUTE. MORGEN.“ Inzwischen hat diese Begrifflichkeit auch schon Einzug gehalten in unser Logo zum Jubiläum. Das GESTERN befasst sich mit der Historie, auch dem Symbol des alten Deichhaus, vielen noch als Frankfurter Hof in guter Erinnerung, der Anbindung des bis dato noch zu Buisdorf gehörenden Ortsteils an Siegburg, den Vorläufern der Bürgergemeinschaft bis 2011; den engagierten Vorsitzenden der letzten fünfzig Jahre, angefangen mit Erhard Klingbeil, der mit Tatkraft und Weitblick die moderne Bürgergemeinschaft vorbereitete, vor allem mit seinen Verdiensten um den Sport in der BG. Und auch mit Fred Schulz, der die Fidelen Deichhäuserinnen in die Bürgergemeinschaft integrier-

5 te, mit Irmgard Busch, die in ihrer Ägide die Trägerschaft der Kita Deichhaus-Küken übernahm. Das HEUTE beginnt mit der Übernahme des Vorsitzes durch Klaus Braukmann, unter dessen Führung der Verein weiter gedeiht, der neue Wege geht, neue Akzente setzt, neue Sportgruppen gründet, neue Projekte und Veranstaltungen initiiert, wie Theater spielen und der den Verein auch in die digitale Welt führt mit Internetauftritt, sozialen Medien und vielem mehr. Das MORGEN zeigt auf, wie sich die Bürgergemeinschaft auf die Zukunft vorbereitet. Eine Tradition, die 100 Jahre besteht, ist nicht automatisch auch zukunftsfähig. In unserer schnelllebigen Zeit, die manch einen oft überfordert, ist es notwendig, auch schon mal auf Fernsicht zu schalten. Das beginnt damit, eine eigene Standortbestimmung vorzunehmen: Wo stehe ich, wo will ich hin? Ausgiebig diskutiert und mit Statistiken und Vorträgen untermauert, in Arbeitsgruppen diskutiert, wurde das auf einer Veranstaltung im KSI auf dem Michaelsberg 2018. Die erarbeiteten Ergebnisse fließen seit einiger Zeit in die Vereinsarbeit ein. Seit Jahren bemüht sich der Vorstand um ein Stadtteilzentrum, eine Art Bürgerhaus, wie es in anderen Stadtteilen bereits allen Bürgern zur Verfügung steht. Zu unserer Freude hat sich inzwischen mit der katholischen Kirche eine Übereinkunft über die Mitnutzung des Kirchengebäudes ergeben, die seit kurzem praktiziert wird und eine echte Bereicherung für unser Vereinsleben darstellt. Damit erhalten wir Zugang zu einem Raum, der nicht nur ein Ort des Gebets ist, sondern auch ein Ort der Gemeinschaft und des Zusammenkommens. Das bietet uns die Möglichkeit, besondere Veranstaltungen, wie kleinere Sportaktivitäten, kulturelle Veranstaltungen oder auch Versammlungen in einem besonders einladenden und inspirierenden Umfeld durchzuführen. War in der Gründungszeit der Bürgergemeinschaft der Gasthof Ritzdorf, später Frankfurter Hof, mit Saal, das Symbol des alten Deichhaus, so bildet das markante Bauwerk der Kirche Sankt Elisabeth HEUTE und MORGEN mehr denn je ein wunderbares Stück Gemeinsamkeit und Heimat, nicht nur für die katholische Kirchengemeinde, sondern auch für die Bürger im Stadtteil Deichhaus, besonders die Mitglieder der Bürgergemeinschaft. (hs) Vorwort

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7 Sehr geehrte Damen und Herren, auf 100 Jahre blickt die Bürgergemeinschaft Deichhaus zurück. Doch ich möchte mit Ihnen zu diesem Jubiläum nicht in die Vergangenheit schauen, sondern einen Blick in die Zukunft wagen. Denn genau so zeigt sich Ihr Verein: Auf der Höhe der Zeit, die Augen – auch über die Grenzen des Stadtteils hinaus – auf die Herausforderungen der kommenden Jahre, ja, Jahrzehnte, gerichtet. Immer wieder bringen Sie sich in aktuelle Themen ein. Sei es durch generationenübergreifende Theaterstücke oder durch konkrete Hilfe vor Ort – beispielsweise in der Sprachförderung von Kindern unterschiedlichster Nationen in der Kita Deichhaus Küken oder durch die Quartiersschwester, die sich um pflegebedürftige Seniorinnen und Senioren in den gewohnten vier Wänden kümmert. Ihr Ansatz ist Lösungsorientiert. Wo andere nur das Problem sehen, sehen Sie die Chancen und sind bereit, zu gestalten. Als Beispiel möchte ich auch das Soziale Klimaquartier Deichhaus nennen. Es zählt zu den großen Herausforderungen unserer Zeit, Antworten auf die Fragen zu geben, wie der Klimawandel verlangsamt, seine Auswirkungen minimiert werden können. Gemeinsam haben wir uns Fragen gestellt und Antworten gefunden. Wir möchten das Deichhaus klimaneutral machen. Nicht „von oben herab“, sondern gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Stadtteils. Und, das liegt mir ganz besonders am Herzen: Wir möchten dabei auch die sozial Schwächeren, die auch am meisten unter den Folgen des Klimawandels leiden, einbeziehen, ihnen die Chance geben, ein Teil der Lösung zu werden. Als Bürgermeister bin ich der Bürgergemeinschaft Deichhaus sehr dankbar, dass Sie die Verbindung zwischen Verwaltung und Politik auf der einen, den Bürgerinnen und Bürgern Ihres Veedels auf der anderen Seite herstellen, sich als verbindendes Glied in das Projekt einbringen. Ob wichtige Themen oder geselliges Beisammensein - ich freue mich, dass wir uns in Ihrem Stadtteil gemeinsam auf den Weg in die Zukunft machen! Ihr Bürgermeister Stefan Rosemann Grusswort BürGermeIster

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9 Liebe Mitglieder der Bürgergemeinschaft Siegburg-Deichhaus e.V., 2024 können Sie auf eine 100-jährige Vereinsgeschichte zurückblicken. Zu diesem runden Geburtstag gratuliere ich dem Verein und seinen Mitgliedern im Namen des Rhein-Sieg-Kreises, aber auch persönlich, sehr herzlich. Unser schöner Rhein-Sieg-Kreis mit seinen 19 Städten und Gemeinden und den unzähligen Dörfern und Stadtteilen gleicht einem starken Baum mit reich verzweigten Ästen. Die not-wendige Kraft zum Leben aber, die Wurzeln, das sind die Bürgerinnen und Bürger. Ihrem vielfältigen Engagement haben wir es zu verdanken, dass unsere Ortschaften, unsere Städte und Gemeinschaften so lebens- und liebenswert sind. Die Bürgergemeinschaft Siegburg Deichhaus ist besonders aktiv. Ein Blick in den Veranstaltungskalender zeigt die Vielfältigkeit Ihres Engagements. Von Café bis Wanderung, lebendigen Adventsfenstern, Karnevalsveranstaltungen und Teilnahmen am Stadtputztag ist alles dabei. Hier entsteht nicht nur Gemeinschaft, sie wird gepflegt und gefestigt. Vereine sind das Scharnier des gesellschaftlichen Miteinanders. Gemeinschaften in Stadtteilen, die Traditionen und Brauchtum pflegen, sind immer ein Ausdruck der Verbundenheit zur Heimat. Heimat – das ist ein großes Wort. Der Begriff "Heimat" hat sich verändert, denn die Menschen leben nicht mehr unbedingt ihr ganzes Leben am selben Ort. Und dennoch ist "Heimat" geographisch fest fixiert. Heimat ist der Ort, an dem mein Herz hängt. Für mich ist Heimat dort, wo meine Familie und meine Freunde wohnen, wo ich mich wohlfühle. Dafür sorgen Sie mit der Bürgergemeinschaft. Mein ausdrücklicher Dank gilt allen, die sich für die Bürgergemeinschaft SiegburgDeichhaus e.V. engagieren und in den 100 Jahren Vereinsgeschichte eingebracht haben. Ich wünsche Ihnen für das Jubiläum alles Gute und viele helfende und begeisterte Bewohne-rinnen und Bewohner in Siegburg-Deichhaus! Ihr Sebastian Schuster Grusswort landrat

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11 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde der Bürgergemeinschaft! Wenn im Jahr 2024 unsere Bürgergemeinschaft ihren 100. Geburtstag feiert, bin ich bereits 37 Jahre deren Mitglied und seit 11.03.2011 ihr 1. Vorsitzender. Persönlich erlebt habe ich die Vorsitzenden Erhard Klingbeil, Fred Schulz und Irmgard Busch. Ihnen sei an dieser Stelle stellvertretend für alle Vorstände herzlich DANKE für ihre Arbeit gesagt. Der Verein blickt über die Jahre auf eine aufregende Geschichte zurück. Nicht immer waren die Zeiten rosig. Wir berichten in diesem Heft über den steinigen Weg der Eingemeindung des Stadtteils Deichhaus von Buisdorf nach Siegburg. Aber auch in der jüngeren Vergangenheit ging es manchmal turbulent zu. Überwogen haben die positiven Ereignisse, sicher insbesondere der Bau der Sporthalle Deichhaus. Insgesamt ist die Bürgergemeinschaft zu einem etablierten Verein des Stadtteils in Siegburg geworden. Über viele Ereignisse weiß dieses Heft zu berichten. Doch diese Chronik schaut nicht nur zurück, sondern auch, vielleicht unüblich für ein solches Dokument, nach vorne. Sie beschreibt den Prozess des sich auf den Weg Machens, den die Bürgergemeinschaft Deichhaus am 1.9.2018 mit dem eintägigen Seminar im Katholisch Sozialen Institut begonnen hat. Auf der Basis einer fundierten Umfrage im Stadtteil wurde auf dem Michaelsberg der Frage nachgegangen, wie unsere Bürgergemeinschaft aufgestellt sein muss und um welche Themen sie sich (auch oder mehr) kümmern sollte, damit sie unter den Vereinen konkurrenzfähig bleibt und zukünftig eine Daseinsberechtigung hat. Aktuelle Entwicklungen wie die Bemühungen um die Mitnutzung der Kirche St. Elisabeth und das Projekt Soziales Klimaquartier Deichhaus haben auf dem Michaelsberg ihre Wurzeln. Es ist insgesamt also ein großer Bogen, den diese Chronik spannt. Klaus Braukmann Viel Spaß beim Lesen! Grusswort VorsItzender

Ein Blick weit zurück ... Schon lange vor unserer Zeitrechnung haben am Deichhaus Menschen gelebt. Funde von Gräbern und Beigaben, nördlich und südlich der Sieg, aus den Zeiträumen 1000 bis 150 vor Christus weisen darauf hin. Auch in der fränkischen Zeit und im Mittelalter ist eine Besiedelung ab ca. 500 n. Chr. nachgewiesen. Da Deichhaus damals zu Buisdorf gehörte, gibt es eine urkundliche Erwähnung in den Jahren 722/723 als „Bodestorp“. 1066 wurde in Siegburg die Abtei geweiht und Buisdorf-Deichhaus wurde Grenzort eines „Burgbanns“ um das Siegburger Kloster. Kaiser Friedrich beurkundete 1174 dem Kloster Siegburg seine Besitzungen und damit ging BuisdorfDeichhaus mit Zehntabgabe und Gerichtsbarkeit in den Besitz des Abtes von Siegburg über. Im Jahre 1660 wurde erstmalig das „Steinen Haus“ urkundlich erwähnt; ab 1747 ist vom „Steinen Deich“ die Rede, womit ein abteilicher Hof mit Wohnhaus des klösterlichen Fischers gemeint war, der am Siegwehr zwischen Sieg und Mühlengraben, laut historischen Lageplänen auf dem Gebiet der heutigen Kreishandwerkerschaft, stand. Dies darf als Ursprung und Namensgeber des Deichhaus angesehen werden. Die Frankfurter Straße, die 1772 zwischen Köln und Frankfurt angelegt wurde, bildete die Kernbesiedelung des Deichhaus. Eine Holzbrücke zwischen den beiden Ortsteilen Deichhaus und Buisdorf gab es ab 1772. Die bis dahin einzige Verbindung, nämlich die Fähre, wurde bis zum Bau einer steinernen Brücke, die im Zuge des Baus der Eisenbahn-Linie Köln-Gießen gebaut wurde, weiter betrieben. Zollstation an der Sieg 1854 wurde, nach Inbetriebnahme der Siegbrücke, der Zoll auf die rechte Seite der Sieg verlegt. Die Konzession zur Gründung einer Gastwirtschaft erhielt Heinrich Becker; Vorläufer des späteren „Alten Zollhaus“ an der Frankfurter Straße. (hs) Die Gaststätte „Zum alten Zollhaus“, in Wiederbelebung eines Traditionsnamens, von Anni Nücken und ihrer Familie betrieben, viele Jahre fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens auf dem Deichhaus, von den sechziger bis zu den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Heute als Pension unter anderer Führung.

Gestern. Historie Deichhaus Der Frankfurter Hof und seine Geschichte Deichhaus kommt zu Siegburg Gründung der Vorläufer der Bürgergemeinschaft Nach dem Zweiten Weltkrieg Rettung und Neubeginn Notizen zum Bau der Sporthalle auf dem Deichhaus Krise – Neustart gelungen Neue Vorsitzende Irmgard Busch BG wird Träger der Kita

Der Frankfurter Hof und seine Geschichte Symbol des alten Deichhaus

Um das Jahr 1900 häuften sich auf dem Bürgermeisteramt Menden die Konzessionsanträge für Betriebe an der Frankfurter Straße auf dem Deichhaus. Der zunehmende Verkehr auf dieser überregionalen Route und viel unbebautes Gelände eröffneten interessante Perspektiven. Doch sowohl der Bürgermeister als auch der Kreisausschuss änderte seine zurückhaltende Haltung nicht; wenn doch, dann nur unter Druck oder gar Zwang. Das hatte auch mit immer wieder vorkommenden Immobilienspekulationen zu tun, die nicht nur eine Errungenschaft der Neuzeit sind. Der Postschaffner Wienand Bloch bemühte sich seit einiger Zeit um eine Konzession. Er versuchte es an mehreren Standorten, u. a. auf der Zange, danach an der Ecke Frankfurter Straße/Kaiser-Wilhelm-Platz (später Opel Bässgen). Dann startete er eine Art Bauvoranfrage für ein Gebäude mit Gastwirtschaft an der Frankfurter Straße in Buisdorf-Deichhaus, auf einem noch zu erwerbenden Grundstück. Er wäre auch bereit, einen Tanzsaal dazu zu bauen. Er unterstützte seine Argumentation noch durch die Tatsache, dass in Buisdorf bisher nur ein Tanzsaal zur Verfügung stand, was schon zu Zwistigkeiten unter den Vereinen geführt habe, wobei auch Schlägereien an der Tagesordnung seien, die oft nur durch Einsatz der Gendarmerie aufgelöst werden konnten. Ein Tanzsaal auf der anderen Seite der Sieg könnte die Situation etwas entzerren und zur Beruhigung der Szene beitragen. Einen besseren Platz für die Gastwirtschaft hätte der Bauherr und erste Betreiber der Gaststätte Wienand Bloch gar nicht finden können: Die Ecke Frankfurter Straße/Wahnbachtalstraße. Ein Fleck, der nicht zu übersehen ist. hIstorIe deIchhaus

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17 Nach langem Genehmigungsverfahren erhielt Wienand Bloch am 1. März 1900 die „Erlaubnis zum Betrieb einer Gastwirtschaft im beabsichtigten Neubau am Deichhaus“. Das Haus wurde gebaut; es war die Geburtsstunde des späteren Frankfurter Hofs. Kurz nach Inbetriebnahme der Gastwirtschaft Bloch trug sich der Wirt mit Verkaufsabsichten. Der Verdacht der Immobilienspekulation stand im Raum, wogegen sich Herr Bloch wehrte. 1901 verkaufte er jedoch Konzession und Gebäude an Walter Brück, der das Haus 4 Jahre führte, dann aber an Robert Fischer weitergab. Ihm folgte 1907 der Wirt Joseph Seul aus Köln-Kalk. Dieser nahm sich auch in der neuen Umgebung der örtlichen Vereine an, betrieb verstärkte Öffentlichkeitsarbeit. Auch die Bestrebungen der Anbindung von Deichhaus an Siegburg wurden hier konzentriert vorangetrieben. 1919, nach dem ersten Weltkrieg übernahm der aus Rheinbach stammende Heinrich Ritzdorf Haus und Gastwirtschaft. Unter seiner Leitung gedieh das Vereinsleben prächtig, der Saal musste vergrößert werden. Am 30. April 1927 konnte hier endlich die große Festfeier der Einwohner von Siegburg-Deichhaus aus Anlass der Eingemeindung nach Siegburg stattfinden. Auch in den folgenden Jahren spielte der Gasthof Ritzdorf die Hauptrolle im gesellschaftlichen Leben auf dem Deichhaus. Es wurde getanzt, Theater gespielt, Kirmes und Karneval gefeiert. Viele Familienfeiern, wie auch zur Goldhochzeit meines Urgroßvaters, wurden hier abgehalten. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges beendete abrupt diese fruchtbare, friedliche Phase im Hause Ritzdorf und am Deichhaus. Die erste Bauzeichnung der geplanten Gastwirtschaft, die Wienand Bloch um ca. 1900 beim Bürgermeisteramt Menden einreichte Der Frankfurter Hof, wie ihn die Deichhäuser noch gut in Erinnerung haben. hIstorIe deIchhaus

19 Eine unrühmliche Episode in diesem Gasthaus begann mit der Einquartierung der Fremdarbeiter im ehemaligen Tanzsaal, nämlich Kriegsgefangenen, zur Zwangsarbeit gezwungenen Menschen aus den von den deutschen Truppen besetzten Gebieten. Sie sollten die für den Kriegsdienst eingezogenen Soldaten als Arbeitskräfte in Handwerk, Produktion und Landwirtschaft ersetzen. Viele schlimme Schicksale verbinden sich mit dem Thema Verschleppung und Ausbeutung. Nach dem Krieg wurde das gleiche Quartier für die Aufnahme der aus den deutschen Ostgebieten, oft unter katastrophalen Bedingungen, vor der roten Armee geflohenen Menschen genutzt. Diese Periode dauerte ungefähr bis 1954. Die Gastwirtschaft war allerdings, inzwischen unter dem Namen Frankfurter Hof, und unter der Leitung der Ritzdorf-Tochter Annemie mit Ehemann Engelbert Rözel als Familienbetrieb weiter betrieben worden. Nach einer aufwändigen Renovierung konnte auch der Saal wieder genutzt werden und stand jahrzehntelang den Vereinen und Privatpersonen für ihre Veranstaltungen zur Verfügung. Wunderbare Feste wurden hier gefeiert. In der dritten Generation sorgte die Rözel-Tochter Annemie Siegmund mit Ehemann Reiner für das Wohlbefinden der Gäste. Trotz großem Engagement, besonders was Ausstattung der Gasträume angeht, trennte man sich in den Neunzigerjahren von diesem Traditionshaus. Einige Jahre betrieb ein griechischer Gastronom, Costa gerufen, das Gasthaus weiter, bevor es 2007 abgerissen wurde. Über 100 Jahre hat dieses Haus die Geschichte des Ortsteils mitgeprägt. Als Keimstätte des Deichhäuser Vereinslebens war es der soziale Mittelpunkt des Deichhaus; fast alle Vereinsinitiativen wurden hier auf den Weg gebracht. Generationen von Deichhäusern haben hier gefeiert und getrauert, gelacht und geweint. Viele Erinnerungen sind mit ihm verbunden. Die Bürger des Deichhaus, besonders die Mitglieder der Bürgergemeinschaft, vermissen es bis heute. (hs) Informationen und Auszüge aus „Schiffer und Wirte“ von Karlheinz Ossendorf, Rheinlandia Verlag, Stadtarchiv Sankt Augustin Die Thekenmannschaft Eintracht Frankfurter Hof war jahrelang eine feste Größe am Deichhaus und nahm erfolgreich an Turnieren teil hIstorIe deIchhaus

20 Deichhaus kommt zu Siegburg Das Deichhaus war vor dem Ersten Weltkrieg ein Ortsteil, dessen Bürger sich arg benachteiligt fühlten, denn der Ortsteil gehörte zur Gemeinde Buisdorf, die vom Amt Menden verwaltet wurde und deren Rathaus in Siegburg-Mülldorf stand. Sie beantragten mehrfach beim Oberpräsidenten der Rheinprovinz, in die Kreisstadt Siegburg eingemeindet zu werden. Viele der mutigen und zielstrebigen Männer arbeiteten in der Siegburger Industrie (Geschossfabrik, Feuerwerkslaboratorium, Kattunfabrik oder bei Handwerkern, die reichlich Arbeit hatten). Auch kirchlich waren die Familien auf dem Deichhaus nach Siegburg orientiert. Weitere Gründe wurden genannt: Die Deichhäuser Kinder waren in den Volksschulen von Buisdorf und Niederpleis schulpflichtig und hatten bei Hochwasser der Sieg weite Umwege zu bewältigen. Das Deichhaus war noch nicht an eine öffentliche Wasserversorgung angeschlossen (wie Siegburg) und auf der Frankfurter Straße vermisste man eine Gasbeleuchtung (wie in Siegburg). Die zu niedrige Höhe des Hochwasserdamms an der Sieg wurde kritisiert. Es bestand Überschwemmungsgefahr auf dem Deichhaus und der Stadt Siegburg. Nach drei vergeblichen Anträgen an den Regierungspräsidenten und 18 Jahren Wartezeit wurde der Antrag auf Eingemeindung nach Siegburg zum 1. April 1927 durch den Regierungspräsidenten bewilligt. Nach dem ersten Antrag von 1905, der abgelehnt wurde, organisierten sich die Deichhäuser im „Verein zur Wahrung gemeinnütziger Interessen zu Buisdorf-Deichhaus um Eingemeindung in den Stadtbezirk Siegburg“ unter Vorsitz von Wienand Bloch, der 1909 einen weiteren Antrag stellte, der aber wiederum abgelehnt wurde, ebenso der Antrag von 1912. In der Zeit des Ersten Weltkrieges ruhten alle Bestrebungen der Deichhäuser, da es Wichtigeres zu tun gab. 1920 wurde ein weiterer Versuch auf Eingemeindung unternommen, der wiederum der Ablehnung verfiel. Im Buisdorfer Gemeinderat fand man Verständnis, denn 1921 wurde die Eingemeindungskommission gebildet, die zu Die Frankfurter Straße, 1772 im Rahmen einer Regulierung der Sieg und einer Dammanlage gebaut, war vom jährliichen Hochwasser bedroht, wie diese Aufnahme von 1894 zeigt. Das Deichhaus, noch kaum bewohnt, stand jedesmal unter Wasser

21 weiteren Verhandlungen bereit war. Die Deichhäuser Bürger traten auch mit Nachdruck auf, denn sie gründeten 1924 die „Bürgergesellschaft Deichhaus mit Freundschaftsclub, Kirmesgeloog und Junggesellenverein“. Diese Gruppen sind die Vorläufer der Bürgergemeinschaft Siegburg-Deichhaus e.V. Im Jahre 1969 entstand dann die Bürgergemeinschaft SiegburgDeichhaus e.V. in der heutigen Form, die sich damals mit dem Kirmesgeloog zusammenschloss. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg ging es den Deichhäusern, wie allen Siegburgern, äußerst schlecht. Die Stadt war von einer britischen (bis 1919) und einer französischen Besatzungstruppe besetzt worden. Die Königlichen Werke (Geschossfabrik und Feuerwerkslaboratorium) hatten ihren Betrieb einstellen müssen. Vor dem Krieg hatten die Königlichen Werke 5.000 Menschen beschäftigt, im Krieg bis zu 27.000. Die nahe gelegene Kattunfabrik hatte kurz vor dem Kriege ihre Arbeit eingestellt. Der preußische Staat versuchte, die Munitionsfabriken auf zivile Nutzung umzustellen. Das misslang, denn es wurden hier maximal noch 2.200 Arbeiter beschäftigt. In Siegburg herrschte eine riesige Arbeitslosigkeit. Der Höhepunkt lag im Jahre 1923 mit Inflation, Ruhrkampf, Sperrung der Eisenbahn und anderer öffentlicher Gebäude sowie der Separatistenkämpfe. Die endgültige Katastrophe kam für die Stadt Siegburg am 1. Januar 1929, als die Königlichen Werke, die jetzt Deutsche Stahl- und Walzwerke AG Siegburg genannt wurden und in den letzten Jahren von Konkurrenzfirmen übernommen worden waren, ihre Tore endgültig schließen mussten. Es begann der Abbruch der meisten Gebäude, der sich bis in die dreißiger Jahre hinzog. Die Stadt Siegburg bemühte sich mit Eifer, Ersatzindustrie in die Kreisstadt zu holen. 1928 schloss sie einen Vertrag mit der Bemberg AG, einer Kunstseidenfabrik in Wuppertal-Barmen, ab. 1500 bis 1600 Personen sollten hier einmal Arbeit finden. Das vorgesehene Werksgelände zwischen Mühlengraben, Wahnbachtalstraße und Dammstraße grenzte unmittelbar an den Stadtteil Deichhaus. Zunächst musste die finanziell arg gebeutelte Stadt Siegburg von den bisherigen Eigentümern das 220.000 m² große Gelände für einen Durchschnittspreis von 2,50 RM kaufen und überließ es der Wuppertaler Firma für 0,50 RM pro m². Auch einen Eisenbahnanschluss von der Aggertalbahn her musste die Stadt bezahlen. Um das Betriebsgelände auch über die Straße erreichen zu können, wurde die Wilhelm-OstwaldStraße von der Frankfurter Straße her gebaut. Zahlreiche Deichhäuser fanden 1929/1930 wieder Arbeit beim Bau der KunstseideDie BembergWerke 1930 hIstorIe deIchhaus

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23 fabrik. Auf 20.900 m² Grundfläche entstand ein umbauter Raum von 150.000 Kubikmetern. Das Betriebsgelände war deshalb besonders interessant für die Bemberg AG, weil hier an der Sieg ein hoher Grundwasserspiegel für den Brunnenbau des Betriebswassers sowie eine Abwassermöglichkeit des Abwassers in die Sieg bestand. Die schwierige Wirtschaftslage zu Beginn der dreißiger Jahre und endgültig die Weltwirtschaftskrise verhinderten, dass das mit so viel Hoffnung begonnene Werk seine Produktion aufnehmen konnte. Auch die private Bautätigkeit auf dem Deichhaus hielt sich in bescheidenem Rahmen. Politische Gründe der Nazis führten dann schließlich zur Inbetriebnahme der Kunstseidefabrik. Die Führung hatte es sich zum Ziel gesetzt, 20 bis 30 Prozent der aus dem Ausland eingeführten Rohbaumwolle durch heimische Zellwolle zu ersetzen. Die heimische Zellwoll AG, ein Zusammenschluss westdeutscher Textilindustrieller und verschiedener Banken erwarb das Gelände mit den Aufbauten nach 1936 zum Preise von 1,42 Millionen Reichsmark und nahm nach Erweiterungs- und Umbauten im November 1938 den Betrieb mit einer Tagesleistung von 30 Tonnen synthetischer Fasern auf. In den Kriegsjahren wurde der Ausstoß bis auf 80 Tonnen gesteigert. Die Produktion wurde in erster Linie durch zwangsverpflichtete Ausländer aufrechterhalten, die zum Teil in Baracken auf dem Betriebsgelände lebten. Die Rheinische Zellwoll AG wurde 1941 der Phrix AG, einem Zusammenschluss von fünf verschiedenen Chemiefaserbetrieben, angegliedert. Am 6. Dezember 1944 musste das Werk wegen Kriegseinwirkungen schließen. Als die Amerikaner am 10. April 1945 nach Siegburg einmarschierten, wurde das Ausmaß der Zerstörungen deutlich: 57 Bomben und etwa 500 Artillerietreffer hatten große Teile des Werkes zerstört. Reparationsleistungen an die Siegermächte, Wiederaufbau und der Mangel an Energie und Rohstoffen waren die Gründe, dass die Phrix erst nach der Währungsreform ihren Betrieb wieder aufnehmen konnte. In den folgenden Jahren ging es steil aufwärts. Viele Siegburger und vor allem Deichhäuser fanden sichere Arbeitsplätze auf der Phrix. Auf dem Deichhaus setzte eine rege Bautätigkeit ein. Es wurden in erster Linie Einfamilienhäuser und Mietwohnungen für Flüchtlinge und Vertriebene gebaut, die vielfach Arbeit in der nahe gelegenen Fabrik fanden. Der Bau der Katholischen Kirche, des Katholischen Kindergartens und der Grundschule trugen dazu bei, dass das Gemeinschaftsgefühl der alten und jungen Deichhäuser sich weiter entwickelte. Hart traf es manche Deichhäuser Familien, als die mit hoher Produktivität arbeitende Phrix am 1. August 1971 ihre Tore schloss. In den damaligen Zeiten der Hochkonjunktur fanden die meisten Ehemaligen der Phrix aber wieder eine Beschäftigung. (hw†) hIstorIe deIchhaus

24 Gründung der Vorläufer der Bürgergemeinschaft Im beginnenden 20. Jahrhundert blüht das Vereinsleben im Kaiserreich. Das ist auf dem Deichhaus nicht anders. Zwar noch dünn besiedelt, aber mit einem starken Gefühl der Zusammengehörigkeit, bilden die Deichhäuser eine verschworene Gemeinschaft, die trotz aller Sorgen und Nöte eines kann, nämlich Feste feiern. So entstehen ein Freundschaftsclub, ein Junggesellenverein, sogar ein Kirmesgeloog formiert sich. Denn obwohl Deichhaus noch keine eigene Kirche hat, soll es auch immer eine Kirmes geben. In einem sind sich die Deichhäuser besonders einig: Sie wollen die Anbindung an Siegburg erreichen. Zu diesem Zweck gründen sie 1911 den „Verein zur Wahrung gemeinnütziger Interessen zum Wohle des Deichhaus“. Mit dieser verstärkten Ausgangslage starten sie 1912 einen weiteren Versuch mit einer erneuten Eingabe beim Regierungspräsidenten. Die Ablehnung, wie zuvor, negativ begleitet vom Mendener Bürgermeister von Claer und den Gemeinderäten, kommt nicht unerwartet; entmutigt sind die Deichhäuser aber nicht. Weitere Aktivitäten werden durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges unterbunden. Nach dem furchtbaren Krieg leiden die Menschen besonders unter den schwierigen Folgen. Trotzdem wird der Wille, Bürger Siegburgs zu werden, wieder neu entfacht. Diesmal scheint ein Antrag mehr Aussicht auf Erfolg zu haben, denn vom Buisdorfer Gemeinderat kommen positive Signale. Es gibt Beitrittsverhandlungen, die letztlich, nach finanzieller Einigung, 1927, in einen Beitritt des Deichhaus an das Siegburger Stadtgebiet enden. Das MaximalZiel ist erreicht. 1924. Das Vereinsleben, durch den Krieg stark ausgebremst, hat Maiball mit Maikönigspaar im Saal Ritzdorf, einer der Höhepunkte des Vereinslebens auf dem alten Deichhaus

25 wieder Fahrt aufgenommen. Die Traditionsvereine Freundschaftsclub, Junggesellenverein und Kirmesgeloog setzen sich zusammen und beschwören eine enge Kooperation, um die alten Sitten und Gebräuche zu pflegen und am Leben zu erhalten. Die Zeitzeugen von damals sehen darin den Hauptzweig im Vorlauf der Bürgergemeinschaft von heute. Fast alle Deichhäuser sind in den Vereinen aktiv, auch mein Vater und seine Geschwister. Schon früh erlernt mein Vater, Theo Schmitz, das Fahnenschwenken. Mit der Fahne des Freundschaftsclub (gegr. 1906) ist er an den Wochenenden mit seinen Kameraden und den Mädels zu Tanzfesten, Maibällen, Kirchweihfesten und sonstigen Veranstaltungen unterwegs. Aber auch am Deichhaus, im Saal Ritzdorf, dem Mittelpunkt des Vereinslebens, ist immer was los. Das größte Fest im Jahr ist die Kirmes des Maiclubs des Junggesellenvereins. Ein prächtiger Maibaum steht dann vor dem Saal Ritzdorf. Auf halber Höhe des Baumes thront der Peias. Am Samstag Abend ist der große Festball. Dienstags wird der Peias zum Köttzug heruntergeholt. Der Köttzug ist eine alte Tradition. Dabei gehen die Junggesellen, begleitet von Blasmusik, dicker Trommel und dem Fähnrich mit Fahne durch die Straßen des Ortsteils und versuchen Spenden einzusammeln (kötten). Alle paar Meter bleibt man stehen, der Fähnrich schwenkt seine Fahne (Fähndel) und die Musiker spielen den Marsch dazu. Einer tanzt dann oft mit dem Peias. Abends findet die Gerichtsverhandlung statt, wo der Peias für alles Ungemach verurteilt werden soll. Zwei Richter und zwei Schöffen nehmen auf der Bühne Platz. Jeder, dem im Laufe des Jahre Übles geschehen ist, kann sich melden (z. B. gebrochene Fensterscheibe, Kappes geklaut usw.) Dann fällen die Richter ihr Urteil: Schuldig, Tod durch Verbrennen! Einigen ist das Urteil zu hart, sie bitten um Milde. Der Richter räumt ihm noch eine Chance ein. Er soll gegen einen kräftigen Junggesellen einen Ringkampf bestehen. Sollte er den gewinnen, wäre er frei. Ein heftiger Kampf beginnt, das Paar tummelt sich auf der Tanzfläche, der Peias, schon ziemlich ramponiert, verliert, wird auf eine Leiter gelegt und zur Richtstatt Der Köttzug mit Blasmusik, Fähnrich und Paias, eine Riesengaudi für den ganzen Ortstteil GründunG Vorläufer BG

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27 geführt. Alle leiden mit, als er schließlich seine gerechte Strafe erhält und verbrannt wird. Jedes Jahr gibt es Bälle, Tanzfeste, Karnevalsveranstaltungen. Die Mitglieder der Vereine lassen sich immer etwas einfallen, um die Deichhäuser Bürger zu unterhalten. Kreative Köpfe, wie Heinrich Brambach, kreieren wundervolle Theaterstücke, die begeistert aufgenommen werden. Am 15. Dezember 1933 beschließt der „Verein zur Wahrung gemeinnütziger Interessen“, seit der erfolgreich erstrittenen Anbindung des Deichhaus an Siegburg ohne echte Herausforderung, eine Umwandlung in einen neuen Vereinszweck „Kameradschaft und Geselligkeit zu pflegen, die alten Sitten und Gebräuche zu erhalten und die Bürger auf allen Gebieten zu vertreten.“ Der Name des Vereins lautet ab sofort „Bürgergesellschaft Siegburg-Deichhaus“. Auch die anderen Gruppierungen, bisher schon eng verbunden in der gleichen Zielsetzung, schließen sich an. Da sowieso in allen Vereinen die selben Leute aktiv sind, gibt es keine großen Umstellungen. Als sichtbares Symbol des neuen Namens und der Einheit wird eine neue Vereinsfahne angeschafft, die ab sofort zu allen Gelegenheiten, auch zu Prozessionen anlässlich der Kirchweihfeste oder an Fronleichnam getragen wird. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges gedeiht das Deichhäuser Vereinsleben sehr gut. Inwieweit die Politik hier in das Vereinsgeschehen eingreift und das bis dahin friedliche Miteinander gestört wird, konnte ich nicht ermitteln. Der Ausbruch des Krieges und die Allgemeine Mobilmachung der Wehrmacht bringt fast alle Aktivitäten zum Erliegen. (hs) jährliche Ausflüge, wie hier zum Drachenfels, mochten die Deichhäuser besonders gern Theaterstücke, von Kreativen, wie Heinrich Brambach, gekonnt inszeniert, wurden begeistert gefeiert GründunG Vorläufer BG

28 Nach dem Zweiten Weltkrieg Das Vereinsleben in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg war von den enormen Veränderungen und den Herausforderungen der Nachkriegszeit geprägt. Der Krieg endete 1945, und Deutschland lag in Trümmern. Der Wiederaufbau des Landes und die Bewältigung des Krieges standen im Vordergrund. Der tägliche Kampf um die Sicherung der Existenz, Lebensmittel für die Versorgung der Familie, besonders der Kinder, zu beschaffen, nahm die volle Aufmerksamkeit in Anspruch. Viele Männer waren im Krieg geblieben, andere noch in Gefangenschaft und kehrten oft erst nach Jahren zurück in die Heimat. Das Gemeinschaftsleben ruhte über viele Jahre. Erst in den fünfziger Jahren regte sich am Deichhaus das Vereinsgeschehen. Die Tradition des Junggesellenvereins war neu belebt worden. Auch die Bürgergesellschaft formierte sich wieder. Einen regelrechten Aufschwung brachte die Ankündigung, dass das Erzbistum Köln beabsichtigte, am Deichhaus eine katholische Kirche zu errichten. Ein Kirchbauverein wurde gegründet und auch vor Ort Geld eingesammelt. In der Zeit von 1957 bis 1959 wurde an der Frankfurter Straße die Kirche Sankt Elisabeth erbaut. Am 12. Juli 1959 wurde sie von Josef Kardinal Frings feierlich eingeweiht. Sie war erst ein Rektorat von Sankt Servatius. Ein Jahr später war sie eigenständige Pfarrei und Rektor Walter Frey wurde Pfarrer. Das Deichhaus hatte auf einmal einen Mittelpunkt, ein markantes Identitätsmerkmal, woran es bis dahin gefehlt hatte. Auch das Gemeinschaftsleben wurde erheblich beeinflusst, denn die Kirche bedeutete auch einige Herausforderungen für das örtliche Vereinsgeschehen. Vor allem das Fest der Kirchweihe sollte gebührend gefeiert werden, mit einer Wirkung, die auch außerhalb des Deichhaus wahrgenommen wurde. Es sollte ein Fest sein für alle, nicht nur für die katholische Gemeinde. Das zu organisieren war Aufgabe des Kirmesgeloog, das sich aus Mitgliedern der Bürgergesellschaft und anderen zusammensetzte. Vieles war zu tun; ein großes Festzelt musste aufgestellt werden. Fahrgeschäfte, wie ein Karussell, Autoselbstfahrer und andere Attraktionen mussten gewonnen werden. Verträge mit Getränkelieferanten und anderen Institutionen mussten verhandelt und abgeschlossen werden. Ein mächtiger Organisationsvorlauf war zu bewältigen. Hier bewährte sich besonders Eduard Wolf, ohne den eine Kirmes am Deichhaus einfach nicht vorstellbar war. Allein das Festzelt aufzustellen, war eine große Sache. Der Zeltverleiher stellte ein bis zwei Leute, die einen Plan hatten, den Rest besorgten die freiwilligen Helfer aus Kirmesgeloog, Bürgergesellschaft, Junggesellenverein und anderen. An zwei Tagen stand das Teil, angefangen mit dem Bodenbelag (besonders unterbaut der Tanzboden), dem Stahlgerüst als Träger der Zeltplane, den Seitenwänden,

29 den Lichterketten. Besonders das Klettern ganz oben auf dem Stahlgerüst war notwendig, aber auch eine Herausforderung. Nach heutigen Sicherheitsanforderungen sicher nicht möglich für uns Amateure. Die Deichhäuser Kirmes war der jährliche Höhepunkt im Stadtteil und ein Volksfest, dass weit über die Grenzen des Stadtteils hinaus Anklang fand. Die Kinder konnten es kaum erwarten, dass die Buden mit den interessanten Sachen öffneten, die Fahrgeschäfte, insbesondere die Schiffschaukel ihren Betrieb aufnahm, das faszinierende Angebot an Leckereien, wie Zuckerwatte, gebrannte Mandeln, Popcorn probiert werden konnte. Auch das Dosenwerfen erfreute sich großer Beliebtheit. Die Kirmesleitung hatte gerade für die Kinder immer einige Überraschungen vorbereitet. Am Samstagabend ab 20.00 Uhr gab es den großen Kirmesball. Zum Tanz spielte die Kapelle Addi Koch auf. Meist, besonders in den ersten Jahren, war das Festzelt voll. Am Sonntagmorgen gab es eine Prozession durch die Gemeinde. Zu diesem Zweck war an der Wahnbachtalstraße ein Altar aufgebaut worden. Hier fand dann immer ein feierlicher Gottesdienst statt. Fast ganz Deichhaus war auf den Beinen, um dabei zu sein. Abends spielte ab 18.00 Uhr die Musik im Zelt. Am Montag hatten die Deichhäuser sich frei genommen; morgens ab 10.00 Uhr fand traditionell der Frühball statt. Danach ab ca. 14.00 Uhr gab es den Köttzug, nämlich den Zug der Junggesellen durch die Straßen des Stadtteils, mit Blaskapelle, Fähnrich, Fahne und dem Peias, um einen Obolus für die durstige Vereinskehle zu „kötten“. Immer wieder blieb der Zug stehen, der Fähnrich (Theo Schmitz) zeigte, was er kann, schwenkte seine Fahne und die Musikanten spielten den Marsch dazu. Am Abend gab es den Abschlussball mit Paias-Gerichtsverhandlung. Seit 1959 wurde jährlich die Kirmes gefeiert; 1960 wurde in der Gastwirtschaft Rözel, dem Frankfurter Hof, durch den Festausschuss des Kirmesgeloog eine Zusammenkunft der Bürger des Deichhaus einberufen. Ziel war es, einen neuen Verein zu gründen, damit die Durchführung der Kirmes auf eine etwas breitere Plattform gestellt würde. Am 11. Dezember 1960 wurde die Kirmesgemeinschaft gegründet, die ab sofort offiziell die Verantwortung für die Kirmes trug. 1. Versitzender wurde Eduard Wolf, unser „KirmesAuch Fussball wurde anlässlich der Kirmes gespielt; Maskottchen „Lottchen“ trug hier die Fahne nach dem zweIten weltkrIeG

30 bürgermeister“. Es gab auch eine Fahne, zu deren Weihe über 40 befreundete Vereine aus der Umgebung ihre Aufwartung machten. Am 05.12.1969 vereinigten sich die Bürgergesellschaft und die Kirmesgesellschaft zur Bürgergemeinschaft Siegburg-Deichhaus; Ort der Versammlung war die Gaststätte Gehrke, Frankfurter Straße. Zweck der Vereinigung war es, die Aufgaben und Ziele von einer Stelle aus zu leiten. Auch die finanziellen Belange ließen sich gemeinsam besser steuern. 1. Vorsitzender wurde Josef Sterzenbach, der die Erfahrung vieler Vorstandsjahre in der Bürgergesellschaft mitbrachte. Mit den Jahren nahm die Begeisterung der Deichhäuser für das Kirmesgeschehen allmählich ab. Auch die Vereinigung der beiden Vereine konnte nicht verhindern, dass die Bereitschaft der Deichhäuser Bürger, sich vereinsmäßig zu beteiligen und Verantwortung zu übernehmen, immer weniger wurde. Die Teilnahme an Veranstaltungen, wie Mai- oder Herbstbällen ließ auch immer mehr zu wünschen übrig, so dass man sich fast nur noch, neben der Durchführung der Kirmes, auf Altenfeiern und die Unterstützung bei Goldhochzeiten konzentrierte. (hs) Kirmes am Deichhaus; das Festzelt ist voll besetzt. Der Vorstand der Kirmesgemeinschaft mit Wilhelm Krystofiak, Eduard Wolf, dem 1. Vorsitzenden und Kirmesbürgermeister (von links) und von rechts Fritz Bäuerle, der Fähnrich Theo Schmitz mit der Fahne der Kirmesgemeinschaft und Günter Schenk mit der Kapelle Addi Koch eröffnen den Kirmesball

31 Rettung und Neubeginn 1976 wurde eine Versammlung einberufen, zu der wieder alle interessierten Deichhäuser Bürger eingeladen waren. Es ging um die Existenz der Bürgergemeinschaft. Ein weiter so schien ohne personelle Erneuerung und breiterer Unterstützung nicht möglich. Die Auflösung des Vereins war die scheinbar logische Konsequenz aus der Misere. Was auch bedeutet hätte, eine 50jährige Tradition zu beenden. Der Kassenbestand von 1.300,00 DM wäre in die Stadtkasse geflossen. Ein Deichhäuser Neubürger, Erhard Klingbeil, stellte bei der Versammlung dann die einfache Frage: „Was ist denn das für ein Verein? Ich kenne den gar nicht“. Was auch wieder ein Beleg für die Abwesenheit von Öffentlichkeitsarbeit war. Die Auskunft, die er erhielt, lautete: Kein Nachwuchs in Sicht, keine Bereitschaft, mit anzupacken, Verantwortung zu übernehmen, keine Aktivitäten, keine neuen Impulse mehr, insgesamt waren alle irgendwie vereinsmüde; deshalb der Griff zum letzten Mittel, der Auflösung des Vereins. In der ihm eigenen Art der kritischen Hinterfragung und Auseinandersetzung mit den Themen beeindruckte der Neu-Deichhäuser die Versammlung. Das Fazit: Die Mitglieder Fritz Eischeid und Hans-Josef Eberts forderten ihn auf, den Vorsitz zu übernehmen und mit dem Rest des Vereins, frischen Impulsen und neuem Engagement einen Neuanfang zu starten. Schnell war die Versammlung sich einig, diesen Vorschlag zu unterstützen. So wurde Erhard Klingbeil, der dem eigenen Verständnis nach überhaupt kein „Vereinsmeier“ war, zum 1. Vorsitzenden der, zu neuem Leben erweckten, Bürgergemeinschaft Siegburg-Deichhaus gewählt. Peter Röseler gab den Führungsstab ab und wurde 2. Vorsitzender. Der neue Vorstand, allen voran der Vorsitzende, machten sich an die Arbeit. Mit einem Team aus bewährten und neuen Kräften, galt es, Ideen zu entwickeln und in die Tat umzusetzen, um das ins Schlingern geratene Vereins-Schiff wieder flott zu machen. Alle Deichhäuser Bürger, ob Jung, ob Alt sollten sich im Vereinsgeschehen wiederfinden. 1976 wurden insgesamt 5 Veranstaltungen durchgeführt, am Pfarrfest und am Martinszug beteiligte man sich, es gab einen Ausflug nach Waldbreitbach für die Mitglieder, mit reger Teilnahme. Auch der Tanz in den Mai, die Nikolausfeier für die Kinder und die Kirmes waren gut besucht. Besonders die gute Beteiligung an der Aktion „Reinigung des Stadtteils“ war hervorzuheben. Innerhalb eines Jahres hatte sich die Mitgliederzahl von 25 auf 119 Mitglieder erhöht. Der Wechsel an der Spitze begann sich auszuzahlen. Die 50-Jahr-Feier im Frankfurter Hof zur Erinnerung an den Anschluss an Siegburg im Jahr 1927 fand leider nicht den Anklang, den man sich erhofft hatte. Die Medien rettunG und neuBeGInn

32 berichteten von einer schwachen Beteiligung. Jedoch die Initiative von Erhard Klingbeil, der Grundschule einen schönen Spielplatz zu schaffen, stieß auf große Unterstützung innerhalb der Mitglieder. Nach intensiver organisatorischer Vorarbeit und dem Einwerben entsprechender finanzieller Mittel, waren viele tatkräftige Hände zur Stelle und packten mit an. Eine notwendige Versicherung übernahm die Stadt Siegburg. Die Kinder waren begeistert. 1979 erfolgte die Eintragung in das Vereinsregister des Amtsgerichtes; seitdem lautet die genaue Bezeichnung: Bürgergemeinschaft Siegburg-Deichhaus e.V. Einen gehörigen Schub bekam die erfolgreiche Arbeit des Vorstandes 1979, als am Deichhaus, in logischer Ergänzung der Grundschule, eine Turnhalle gebaut wurde. Die Stadt signalisierte dem engagierten Vorsitzenden, dass für den Ortsteil eventuell sportliche Hallenbelegungszeiten (außerhalb des Schulsports durch ihre Mitglieder) möglich wären und ob da Bedarf bestünde. Eine rasche Umfrage ergab ein eindeutiges Ergebnis: Der Bedarf war beträchtlich. Erhard Klingbeil reagierte goldrichtig. Er gründete eine Sportabteilung. Bald waren auch engagierte Übungsleiter gefunden, die, mangels finanzieller Ausstattung, erstmal aus der eigenen Tasche bezahlt wurden. In kürzester Zeit hatte sich durch den Sport die Mitgliederzahl vervierfacht. Und zwar setzte man in der Bürgergemeinschaft auf Breitensport für alle Altersklassen, d. h. vom Kleinkind (Mütter- und Kind-Turnen) bis zum Seniorensport war für fast jede Altersgruppe was dabei. Ein Konzept, dass sich bis heute bewährt hat. Die sportlich Aktiven sind die tragenden Säulen des Vereins. Geholfen hat dem Vorsitzenden sicher auch oft, dass mit einem Beamten der Stadtverwaltung, Georg Becker, ein versiertes Vorstandsmitglied (erst 1. Schriftführer, später 2. Vorsitzender) an seiner Seite war, dessen gute Verbindungen sinnvoll genutzt werden konnten. Die Aktivitäten der Bürgergemeinschaft umfassten viele Bereiche. Neben dem Sportbetrieb, Tanz in den Mai, Ausflügen, Karnevalssitzungen mit den Fidelen Deichhäuserinnen, Kinder- und Seniorensitzungen, dem jährlichen Pfarr- und Stadtteilfest (nach der Einstellung der Kirmes in den siebziger Jahren) unter Beteiligung aller Gruppierungen von Kirche (mit Gottesdienst und Prozession), Bürgergemeinschaft, Thekenmannschaft Frankfurter Hof, gab es noch Skatturniere, Nikolausfeiern und vieles mehr, um die Mitglieder und Bürger des Stadtteils zu unterhalten. Einmal wurde auch ein Karnevalswagen gebaut, mit dem man als zweite Gruppe vom Deichhaus, neben dem etablierten Wagen der Fidelen Deichhäuserinnen, am Rosenmontagszug teilnahm. „Never Change A Winning Team”, dieser Spruch aus dem internationalen Sport findet auch in ande-

33 ren Bereichen Anwendung. Die erfolgreiche Führungsmannschaft der Bürgergemeinschaft auszutauschen, war nicht der Plan gewesen, als 1989 der geschäftsführende Vorstand zurücktrat. Unterschiedliche Bewertungen zu vereinsinternen Abläufen und deren Handhabungen führen schon mal zu Kontroversen. Hier aber hatte die Unvereinbarkeit der Positionen eine solche Dimension angenommen, dass sich der Vorstand zu diesem Schritt veranlasst sah. (hs) Wir gratulieren zum 100-jährigen Jubiläum Bürger als Baumpaten in Siegburg rettunG und neuBeGInn

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35 Notizen zum Bau der Sporthalle auf dem Deichhaus: Im Jahre 1978 wurde der Bau einer Sporthalle in Siegburg genehmigt. Sie sollte auf dem Stallberg gebaut werden. Unsere damaligen Stadtrats-Mitglieder für das Deichhaus, Herr Erich Nießen und Herr Hubert Köndgen, traten dann aber gegen die Fraktion vom Stallberg an. Mit knapper Mehrheit kamen die Herren Nießen und Köntgen mit ihrem Antrag durch. Die Sporthalle wurde auf dem Deichhaus gebaut. Daraufhin sprach die Stadt mit dem damaligen 1. Vorsitzenden der Bürgergemeinschaft SiegburgDeichhaus, Herrn Erhard Klingbeil an, ob innerhalb der BG Interesse besteht, Sportgruppen einzurichten. Daraufhin wurde eine MitgliederUmfrage gestartet, die sehr großen Anklang fand. Im September 1979 wurde die neue Sporthalle eröffnet. Es entstanden direkt 3 Sportgruppen: montags Sport für „Ehepaare“, geleitet von Herbert Althoff, heute geleitet von Inge Ring. mittwochs für die Damen der BG, geleitet von Frau Warning, heute geleitet von Maria Burgemeister 1. Gruppe von 19 bis 20 Uhr 2. Gruppe von 20:15 Uhr bis 21:15 Uhr. donnerstags für die Herren der BG, geleitet von Herrn Warning von 1979 bis 2007. Heute geleitet von den Manfred Janz, Andreas Knappe und Norbert Ginkel. Am 24.08.1983 startete das erste Kinderturnen unter der Leitung von Maria Burgemeister. Ü 3 Gruppe von 3 bis 6 Jahre, dienstags von 16 bis 17 Uhr. Anfang der 90-Jahre wurde unsere Volleyball-Gruppe eröffnet. Der Übungsleiter ist von dieser Zeit an Artur Welk. Schon 1993 haben sie an der Volleyball-Regional-Meisterschaft teilgenommen und den 6. Platz erreicht. Seit September 2007 findet freitags, in der Zeit von 16 bis 17 Uhr, die Integrations-Gruppe, Übungsleiterin Ursula Nücken, statt. Es wurden weiterhin regelmäßig Turniere in der Deichhaushalle durchgeführt. (at) Die Turnhalle am Deichhaus, seit 1979 beliebter Treffpunkt für alle sportinteressierten Deichhäuser notIzen zum Bau der sporthalle

36 Krise – Neustart gelungen Eine Krise war geboren; schnellstens musste ein neuer Vorstand gefunden werden. Vieles hing an diesen Personalien, zum Beispiel die sportlichen Übungsmöglichkeiten. Im schlimmsten Falle drohte dem Verein die Auflösung durch das Gericht. In einem solchen Fall wäre auch die Nutzung der Sporthalle nicht möglich gewesen, da hier die Verträge zwischen der Bürgergemeinschaft und der Stadt abgeschlossen waren. Der 1.Kassierer Lothar Bratka erklärte sich bereit, in einem neu gewählten Vorstand weiter mitzuarbeiten, auch die anderen Positionen konnte ein Schattenkabinett besetzen. Nur den 1. Vorsitzenden hatte man noch nicht gefunden. Ein Kandidat wurde schließlich ausgemacht, Fred Schulz, Bürger vom Deichhaus, setzte sich zumindest mit der Möglichkeit auseinander, das Amt anzunehmen. Nachdem die anderen Interessenten für die Vorstandsämter sich verpflichtet hatten, ihn im Falle seiner Wahl nach Kräften zu unterstützen, kandidierte er für den Posten des 1. Vorsitzenden. In der Jahreshauptversammlung am 24.02.1989 wurde er zusammen mit den anderen Bewerbern um die Vorstandsämter gewählt, so dass der Verein wieder voll handlungsfähig war und seinen Verpflichtungen nachkommen konnte. Die Bürgergemeinschaft war mit den Jahren zu einem großen Konstrukt mit etlichen Betätigungsfeldern geworden. Der neue Vorstand war zu einem Kaltstart gezwungen. Er begann mit seiner Arbeit am 05.03.1989. In der ersten Zeit traf man sich alle 2 Wochen, um die ganzen Themen des Vereins, und das waren viele, zu überblicken und auch im Auge zu behalten. Fred Schulz pflegte einen sehr kollegialen Führungsstil, der von Transparenz und dem Vertrauen in die Kompetenz seiner Mitstreiter geprägt war, offen für neue Ideen. Gerne denkt sein Stellvertreter Willfred Lange an diese Zeit zurück. 1990 gab es im Frankfurter Hof die Wahl einer Maikönigin. Die Veranstaltung war mit ca. 150 Besuchern gut angenommen worden. 10 hübsche junge Frauen standen zur Wahl, die per Mikrofon interviewt wurden und sich auf dem Laufsteg präsentieren konnten. In den Folgejahren wurde aber ein Maipaar gekürt, dass sich durch Geschicklichkeitsübungen qualifizieren musste. Bei der historischen Feier der Wiedervereinigung am 03. Oktober 1990 war die Bürgergemeinschaft mit einem eigenen Getränkestand, als einer von zwei, aber als einziger Verein, auf dem Marktplatz vertreten. Es war ein Riesenfest, der Andrang war enorm und kaum zu schaffen, das Bier floss in Strömen. Dieser Feiertag, der ab 03.10.1990 jährlich begangen wurde, etablierte sich, auf Anregung des Vorstandes, ab 1991 zum jährlichen Wandertag der Bürgergemeinschaft

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